Nicht gesetzte Informationstafel in Buchenwald

Bildung

Exponatentyp
Gedenktafel
Datum
1991
Dauer
00:23 min

Nicht gesetzte Informationstafel in Buchenwald

Bildung

Bis 1990 gibt es in Buchenwald keine Hinweise auf das Speziallager Nr. 2. Die Speziallager-Arbeitsgruppe der Gedenkstätte entwirft 1990/91 eine Tafel für den Eingangsbereich am Torgebäude. In der Gestaltung orientiert sie sich an den bestehenden DDR-Informationstafeln aus Aluminiumguss.

Anfang 1991 stoppen die Gedenkstättenleitung und das Thüringer Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Aufstellung der Tafel. Der Grund: Zu diesem Zeitpunkt liegen noch keine wissenschaftlichen Forschungen zur Geschichte und Häftlingsgesellschaft des Speziallagers vor.

Nach den Empfehlungen einer 1991 eingesetzten Historiker:innenkommission soll zudem das Informations- und Leitsystem der Gedenkstätte verändert werden. Die Aluminiumguss-Tafeln werden sukzessive entfernt. Ebenso wie sie gelangt schließlich auch die ungesetzte Tafel in das Depot der Gedenkstätte Buchenwald.

Nicht gesetzte Informationstafel, 1991

Nicht gesetzte Informationstafel zum Konzentrationslager Buchenwald und Speziallager Nr. 2, 1991. Gedenkstätte Buchenwald, Foto: Franz Waurig, 2020.

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Allgemeine Informationen

Titel: Nicht gesetzte Informationstafel zum Konzentrationslager Buchenwald und Speziallager Nr. 2.

Medienart: Gedenktafel

Urheber: Nationale Mahn- und Gedenkstätte/ Gedenkstätte Buchenwald

Jahr: 1991

Besitzende Institution: Gedenkstätte Buchenwald

Empfohlene Zitierweise: Nicht gesetzte Informationstafel zum Konzentrationslager Buchenwald und Speziallager Nr. 2, 1991. Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, Foto: Franz Waurig, 2020. Abgerufen unter: https://dut-ausstellung.de/source/nicht-gesetzte-informationstafel-in-buchenwald/.

Quelle in der digitalen Sammlung der Thulb

Transkript

Hier befand sich von 1937–1945 das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald. Eine Viertelmillion Menschen aus ganz Europa durchlitten dieses KZ bzw. seiner Aussenkommandos. Über 50 000 von ihnen vernichtete die SS durch Arbeit, sie starben an Hunger und Seuchen, wurden erschossen oder totgeschlagen.

Nach der Beseitigung des NS-Regimes durch die Alliierten wurden in den Jahren 1945–1950 im „Speziallager Buchenwald“ der sowjetischen Besatzungsmacht sowohl verantwortliche Nazis als auch willkürlich verhaftete Personen interniert. Tausende von ihnen gingen durch Hunger und Krankheiten zugrunde.

Interpretationsvorschläge

Die geplante Gedenktafel entstand 1990/91. Zu dieser Zeit gab es noch keine umfassende wissenschaftliche Forschung zu den sowjetischen Verhaftungen und Speziallagern. Sie steckte erst in den Anfängen. Archivmaterial aus der Sowjetunion lag den Forscher:innen noch nicht vor. Genaue Aussagen zum Lager und den Insassen waren somit nicht möglich. Betroffene, Angehörige und andere forderten jedoch gleichzeitig eine Thematisierung des Speziallagers Nr. 2 auf dem Gelände der Gedenkstätte.

Eine gleiche Gewichtung der Darstellung von KZ und Speziallager war in der Gedenkstättenarbeit seit 1990 stark umstritten. Betroffene und Opferverbände diskutierten mit Wissenschaftler:innen über die Darstellung des Speziallagers Nr. 2 in Buchenwald. Eine eingesetzte Historiker:innenkommission empfahl 1992, dass an das Speziallager erinnert werden soll – allerdings dem KZ nachgeordnet.

In den Folgejahren fanden umfangreiche Forschungen zu den Speziallagern statt. Erstmals konnte in einem deutsch-russischen Projekt auf ehemals sowjetisches Aktenmaterial zugegriffen werden. Diese gewonnen Forschungsergebnisse und die überholte äußere Gestaltung der Tafel sorgten für ihre Nichtaufstellung und Einlagerung im Depot der Gedenkstätte Buchenwald.

Weitere Ausstellungskategorien

Gewalträume/Schutzräume Kultur Träume & Albträume

Quellenkritik

Die Informationstafel ist ein Beispiel dafür, der Forderung nach Information schnellstmöglich nachzukommen. Sie war gestalterisch noch an die damals bestehenden alten DDR-Informationstafeln angepasst.

Die Tafel besteht aus zwei einzelnen Schildern zum KZ Buchenwald und zum Speziallager Nr. 2. Die Inschrift informiert über die beiden Lager gleichrangig mit jeweils zehn Textzeilen. Besonders die Formulierung zur Häftlingsgesellschaft („verantwortliche Nazis als auch willkürlich verhaftete Personen“) erregte Kritik. In einem internen Schreiben wurde vermerkt, dass vor einer Freigabe erst weitere Forschungen nötig wären.