Glossar

Hier findet ihr kurze Erklärungen zu Begriffen aus den Texten und Quellen. Es handelt sich um eine Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Wenn ihr euch weiter informieren möchtet, schaut gerne in weiteren Nachschlagewerken nach. Zum Beispiel von der Bundeszentrale für politische Bildung oder dem Bundesarchiv.

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ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme)

Beschäftigungen, die bis 2012 von der Bundesanstalt bzw. Bundesagentur für Arbeit gefördert wurden, um Arbeitslosen eine Tätigkeit mit niedriger Entlohnung zu geben. Besonders in den 1990er-Jahren wurden ABM häufig als Instrument zur Behebung der großen Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern eingesetzt.

Abt. RD (Rückwärtige Dienste)

Abteilung der DDR-Staatssicherheit für Infrastruktur, Versorgung und Logistik. Sie war oft auch für den Tausch und die Ausstattung von „Konspirativen Wohnungen“ zuständig.

Abt. VII

Abteilung der DDR-Staatssicherheit zur Bekämpfung von Wirtschafts- und Spekulationsdelikten sowie für die Aufklärung im Inland.

Abt. VIII

Abteilung für Spionageabwehr und Observation innerhalb einer Bezirksverwaltung der DDR-Staatssicherheit.

ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei)

Polizist, der für einen bestimmten Bereich einer Stadt oder eines Dorfes in der DDR zuständig war.

AFN (American Forces Network)

Der Radiosender der US-amerikanischen Streitkräfte, sendete u.a. in Westberlin. Empfangen wurde er auch in der DDR, wo insbesondere junge Menschen seine Musik- und Unterhaltungssendungen hörten.

Afrikanischer Kulturverein Palanca e.V.

Der Afrikanische Kulturverein Palanca e.V. wurde 1994 in Eberswalde gegründet. Für die angolanische Community der Stadt sollte nach dem Gewaltverbrechen an Amadeu Antonio ein Schutzraum, aber auch ein Raum der Vermittlung zwischen den Kulturen entstehen. Das Palanca engagiert sich für das Gedenken an Amadeu Antonio, ist heute aber auch weiter asyl- und migrationspolitisch tätig.

Akkordarbeit

Arbeitsform, bei der eine bestimmte Arbeitsmenge innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erwartet wird. Die Bezahlung richtet sich nach der geleisteten Arbeit, nicht ausschließlich nach der Arbeitszeit. Akkordarbeit wird immer weniger durchgeführt.

Alliierte

Verbündete Staaten im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland. Gemeint sind die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich.

Amadeu Antonio

Amadeu Antonio (1962‒1990) kam 1987 aus Angola in die DDR und arbeitete im Fleischkombinat Eberswalde. Ende November 1990 wurde er von Skinheads mit Stiefeltritten lebensgefährlich verletzt. Er erlag seinen Verletzungen am 6. Dezember 1990. Amadeu Antonio war eines der ersten Todesopfer rechter Gewalt nach der Vereinigung. Die Täter wurden wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu geringen (Jugend-)Haftstrafen verurteilt. Die Amadeu Antonio Stiftung ist nach ihm benannt.

ANC (African National Congress, Afrikanischer Nationalkongress)

1912 in Südafrika gegründete Organisation, die seit 1994 die Regierung stellt. Berühmtester Politiker des ANC war Nelson Mandela (1918‒2013).

Anthologie

Sammlung von ausgewählten literarischen Texten (Gedichten oder Erzählungen).

Arbeitsmigration / Arbeitsmigrant:innen

Wohnortwechsel von Menschen, um an ihrem Zielort eine Arbeit zur Sicherung ihrer Existenz aufzunehmen.

Artikel 16 des Grundgesetzes

Der Artikel bezieht sich auf die deutsche Staatsangehörigkeit und das Verbot einer Auslieferung von Deutschen ins Ausland. Die Staatsangehörigkeit darf nicht ohne Grund entzogen werden.

Asozialität

Als „asozial“ galten in der DDR vor allem Menschen, die nicht erwerbstätig waren, aber auch solche, die auf andere Weise gegen die Normen des Staates verstießen oder als „unangepasst“ galten. Der sogenannte „Asozialenparagraph“ (§ 249 StGB) ermöglichte es der DDR-Führung, diese Menschen zu bestrafen und einzusperren.

Aufbau des Sozialismus

1952 ausgegebene Losung für die politische und wirtschaftliche Entwicklung in der DDR nach sowjetischem Vorbild. Neben politischen Repressionen gegen Widerständige führten vor allem die Militarisierung der Gesellschaft, die Kollektivierung der Landwirtschaft und der zunehmende Versorgungsmangel zu einer Massenflucht in die BRD.

Augusto Jone Munjunga

Augusto Jone Munjunga (geb. 1965) war in Angola Finanzkaufmann. 1987 ging er im Rahmen des zwischenstaatlichen Regierungsabkommens zwischen Angola und der DDR nach Eberswalde und arbeitete im dort ansässigen Schlacht- und Verarbeitungskombinat. Er nahm eines der wenigen Fotos vom Amadeu Antonio vor dessen lebensgefährlicher Verletzung durch Skinheads im November 1990 auf. 1994 war er Mitgründer des Palanca e.V. und ist bis heute eine wichtige Stimme der angolanischen Community in Eberswalde.

Ausländische Werktätige

Die offizielle Bezeichnung für die migrantischen Arbeiter:innen, die jeweils im Rahmen eines Staatsvertrags ihres Landes mit der DDR einreisten.

Ausreiseantrag

Antrag zur ständigen Ausreise aus der DDR, der eine Entlassung aus der Staatsbürgerschaft bedeutete. Die Ausreise ‒ zumeist in die BRD ‒ musste offiziell genehmigt werden, andernfalls galt ein Grenzübertritt als illegal.

AWG (Arbeiterwohngenossenschaft)

Genossenschaft in der DDR, die Wohnungen (u. a. in den Neubaugebieten) an Mitglieder vergab.

Bernhard Heisig

Bernhard Heisig (1925‒2011) war ein deutscher Maler. Als Vertreter der „Leipziger Schule“ wirkte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB). Er übernahm Funktionen im Verband Bildender Künstler der DDR und in der SED.

Besetztes Haus

Zumeist leerstehendes Gebäude, das widerrechtlich zu Wohn- oder Veranstaltungszwecken genutzt wird.

Betriebszeitung

Periodisch erscheinende Zeitung in Betrieben und Kombinaten der DDR. Die Herausgabe wurde von der SED kontrolliert, deren Betriebsparteileitungen dafür zuständig waren.

Bewegung Schreibender Arbeiter

Ein breit angelegtes Kulturprogramm der DDR, das darauf abzielte, die Arbeiterschaft in sog. Zirkeln Schreibender Arbeiter zum eigenen Schaffen von Literatur anzuregen. Die Bewegung wurde vor allem vom FDGB getragen und vom Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig, das dem Ministerium für Kultur unterstand, angeleitet.

Bezirk

Verwaltungseinheit der DDR, die 1952 die fünf Länder (Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) ablöste und den Staatsaufbau zentralisieren sollte. Insgesamt gab es 14 Bezirke: Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Potsdam, Frankfurt (Oder), Magdeburg, Halle, Leipzig, Cottbus, Erfurt, Gera, Suhl, Karl-Marx-Stadt und Dresden. Ostberlin besaß einen Sonderstatus, galt aber faktisch als 15. Bezirk.

Bitburg

1985 ehrten Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan die Toten auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg. Es war bekannt, dass in den Gräbern auch Angehörige der Waffen-SS lagen. Die Ehrung führte zu zahlreichen öffentlichen Protesten.

Blow Up

Britisch-italienischer Thriller von Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1966.

BRD-Kontakte

Verbindungen von DDR-Bürger:innen in die Bundesrepublik. Sie galten der DDR-Staatssicherheit als potenzielle Sicherheitsbedrohung.

Brigaden

Kleine Gruppe von Arbeitskräften in einem Betrieb.

DEFA (Deutsche Film AG)

Die größte Filmgesellschaft der SBZ/DDR bestand von 1946 bis 1992 in Potsdam-Babelsberg.

Dekonspiration

Enttarnung geheimdienstlicher Strukturen oder Informant:innen, z. B. durch Nachbar:innen oder (ausländische) Institutionen. Die Dekonspiration galt bei der Staatssicherheit als größtes Risiko und musste unbedingt verhindert werden.

Diktatur

Herrschaftsform, in der eine Person oder eine Gruppe uneingeschränkte Macht hat und Gegner:innen mit Gewalt unterdrückt. Die Deutsche Demokratische Republik war bis zur Friedlichen Revolution 1989 eine Diktatur.

DN (Deckname)

Tarnbezeichnung, unter der Personen oder Orte in Unterlagen der DDR-Staatssicherheit geführt wurden.

Ego-Dokument

Quellen, in denen die Selbstwahrnehmung und subjektive Darstellung einer Person zum Ausdruck kommen. Dazu zählen vor allem Selbstzeugnisse wie Autobiografien, Tagebücher oder Briefe.

Eingabe

Beschwerdeschreiben. In der DDR konnten Bürger:innen einen Brief an staatliche Stellen schreiben, in dem sie sich über Missstände beschwerten oder um Hilfe baten. Diese Eingaben mussten von den staatlichen Stellen in einer bestimmten Frist beantwortet werden.

Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik

Parole nach dem Machtantritt Erich Honeckers in der DDR 1971. Im Mittelpunkt stand die Verbesserung der Lebensbedingungen. Dazu gehörte ein großangelegtes Wohnungsbauprogramm. Daneben wurden Verbesserungen für Familien, etwa der verlängerte Schwangerschaftsurlaub und ein zinsloser „Ehekredit“, eingeführt. Das ambitionierte Vorhaben überforderte über lange Sicht die finanziellen Möglichkeiten der DDR und führte letztlich zum wirtschaftlichen Niedergang.

Entlassung aus der Staatsbürgerschaft

Auf Antrag konnten Bürger:innen aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen und in einem anderen Staat ‒ zumeist die BRD ‒ eingebürgert werden. Die DDR-Behörden versuchten, die Bearbeitungszeiten zu verzögern, Antragsteller:innen wurden kriminalisiert und teilweise verhaftet. Viele erreichten erst nach Jahren ihre Ausreise aus der DDR. Gleichzeitig bürgerte die DDR auch selbst Oppositionelle und Kritiker:innen ohne den Willen der Betroffenen aus, u. a. 1976 den Liedermacher Wolf Biermann.

EOS (Erweiterte Oberschule)

Schule in der DDR, deren Besuch zur Hochschulreife (Abitur) nach der 12. Klasse führte. Der Wechsel auf die EOS erfolgte anfangs mit der 9. Klasse, später mit der 11. Klasse. Die Zulassung zur EOS war stark eingeschränkt und hing neben ausgezeichneten schulischen Leistungen von der politischen Einstellung und Mitarbeit der Schüler:innen ab.

Erich Honecker

Erich Honecker (1912‒1994) war lange Zeit der einflussreichste Politiker der DDR. 1971 bis 1989 war er Erster Sekretär bzw. Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und 1976 bis 1989 Vorsitzender des Staatsrates.

FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)

Als Einheitsgewerkschaft nahm der FDGB eine zentrale Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben der DDR ein. Er unterstand den Weisungen der SED. Der FDGB regelte die Essensversorgung in den Betrieben und die Vergabe von Ferienplätzen. Daneben förderte und kontrollierte er das künstlerische Laienschaffen seiner Mitglieder.

FDJ (Freie Deutsche Jugend)

Die 1946 gegründete FDJ war die einzige zugelassene Jugendorganisation in der DDR und diente als sozialistische „Kampfreserve“ der herrschenden SED. In ihr sollten sich alle Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr organisieren. Eine Ablehnung der Mitgliedschaft konnte schulische und berufliche Nachteile bedeuten.

Feierabendheim

Staatliche soziale Einrichtung in der DDR, die der Unterbringung und Pflege älterer Menschen diente.

FIM-System/Führungs-IM-System

System von sehr zuverlässigen IM, die andere Spitzel der DDR-Staatssicherheit anleiteten und führten.

Freiheitsglocke

Verbandszeitschrift der „Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V.“. Sie erscheint seit 1951 monatlich bzw. zweimonatlich.

Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“

In Reaktion auf das militärische Wettrüsten in Ost und West Anfang der 1980er Jahre entstandene Initiative. Der Name bezieht sich auf ein Bibelzitat des Propheten Micha. Gemeinsam mit dem Abbild einer sowjetischen Skulptur zum Thema erlangte der Vers große Verbreitung. Das Tragen von „Schwerter zu Pflugscharen“-Aufnähern konnte in der DDR zur Verweigerung von Abschlussprüfungen, Lehrstellen und Studienplätzen führen.

Friedliche Revolution

Bezeichnung für die friedlichen Proteste und Demonstrationen gegen die DDR-Staatsführung im Herbst 1989, die zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und zum Zusammenbruch der SED-Diktatur führten.

Gauck-Behörde

Frühere umgangssprachliche Bezeichnung der Bundesbehörde, die seit 1991 für die Aufbewahrung und Aufarbeitung der Stasi-Akten zuständig war. Offiziell der:die „Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik“ (BStU). Die Bezeichnung „Gauck-Behörde“ leitet sich von ihrem ersten Leiter Joachim Gauck ‒ späterer Bundespräsident Deutschlands ‒ ab. Die Behörde wurde 2021 aufgelöst und ihr Aktenmaterial in das Bundesarchiv überführt.

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

Seit 1973 von der Körber-Stiftung durchgeführter Wettbewerb. Junge Leute setzen sich mit einem zuvor bekanntgegebenen historischen Thema auseinander und forschen dazu. Die besten Arbeiten werden prämiert.

Gesellschaftskunde

Teil des Heimatkundeunterrichts in der DDR, in dem die politische Entwicklung der DDR und die Propagierung einer engen Bindung zum „sozialistischen Heimatland“ im Vordergrund stand.

GMS (Gesellschaftliche:r Mitarbeiter:in für Sicherheit)

Bürger:in, der:die freiwillig für die Staatssicherheit tätig war, z. B. zur Absicherung öffentlicher Einrichtungen oder von Kontakten.

GULag (Glawnoe Uprawlenie Lagerej, Hauptverwaltung der Lager)

Bezeichnung für das seit den 1920er Jahren eingerichtete und weitverzweigte Straflagersystem in der Sowjetunion. Nach dem Tod des sowjetischen Diktators Iosif Stalins 1953 wurden viele Häftlinge entlassen.

Hausbuch

Jedes Wohnhaus in der DDR besaß ein Kontroll- und Meldeheft über die Mietparteien. Längerfristige Besuche mussten darin eingetragen werden. Die örtliche Polizei kontrollierte in zeitlichen Abständen die Hausbücher.

Heimatkundeunterricht

Pflichtfach in den unteren Schulklassen der DDR. Im Mittelpunkt stand die Vermittlung von Kenntnissen über die Gesellschaft und Natur des Landes. Den Schüler:innen sollte ein positives Bild ihrer „sozialistischen Heimat“ vermittelt werden.

Helmut Kohl

Helmut Kohl (1930‒2017) war Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1982–1998) und Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU).

Hort

Betreuungseinrichtung für Schulkinder am Nachmittag. In der DDR konnten Kinder dort nicht nur spielen und Hausaufgaben machen, sondern wurden im Sinne der sozialistischen Ideologie erzogen.

Hoyerswerda

Die Kleinstadt im Lausitzer Braunkohlegebiet wurde seit den 1950er Jahren als wichtiger Standort der DDR-Energiewirtschaft ausgebaut. Im September 1991 geriet Hoyerswerda durch pogromartige Übergriffe auf ausländische Arbeiter:innen in die internationalen Schlagzeilen. Der Ortsname steht gemeinsam mit Rostock-Lichtenhagen und Solingen stellvertretend für die rassistischen Ausschreitungen der 1990er Jahre.

IM (Inoffizieller Mitarbeiter)

Person, die heimlich mit der DDR-Staatssicherheit zusammenarbeitete und Informationen über andere lieferte.

IMB (Inoffizieller Mitarbeiter zur Beobachtung)

IM mit dem geheimdienstlichen Auftrag, gezielt Personen oder Gruppen zu überwachen.

IMK (Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens)

IM mit einer eigenen Wohnung, die der Staatssicherheit für geheime Treffen zur Verfügung stand.

Internationale Solidarität

Propagandistische Losung, die von der SED vor allem gegenüber Ländern des „Globalen Südens“ genutzt wurde. Die DDR unterstützte diese Länder in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen und versuchte gleichzeitig, sie an die sozialistischen Staaten zu binden.

Internierung

Zeitlich nicht festgelegter Arrest in einem Gefängnis oder Lager. Internierte sind nicht verurteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg internierten die Alliierten in allen Besatzungszonen NS-Funktionär:innen und andere Personen, die ein Sicherheitsrisiko darstellten.

Intershop

Mit hochwertigen Waren ausgestattete Läden in der DDR, in denen man nur mit westlicher Währung oder Gutscheinen ‒ sogenannten FORUM-Schecks ‒ einkaufen konnte.

Josep Renau

Josep Renau (1907‒1982) war ein spanischer Maler, Grafiker und Fotomontagekünstler. Er lebte und arbeitete von 1958 bis 1976 in der DDR.

Jubiläumswohnung

Das Wohnungsbauprogramm von 1973 sah vor, bis 1990 jede:n Bürger:in der DDR mit passendem Wohnraum zu versorgen. Es sollten drei Millionen Wohnungen entstehen. In der Presse wurde regelmäßig über den Baufortschritt berichtet, besonders über die Fertigstellung der ein-, zwei- und dreimillionsten Wohnung. Sie wurden medienwirksam an die neuen Bewohner:innen übergeben.

Jugendbrigaden

Arbeitsgruppen junger Leute in Betrieben der DDR. Die Jugendbrigaden wurden durch die FDJ und den FDGB kontrolliert.

Jugendtourist-Reise

Staatlich kontrollierte Auslandsreise des Reisebüros der Jugendorganisation FDJ. Einige politisch zuverlässige Jugendliche konnten darüber auch in westliche Staaten reisen.

Jugendweihe

Feierliche Aufnahme ins Erwachsenenalter, die seit den 1950er Jahren in der DDR begangen wurde. Sie war mit einem Gelöbnis auf den Sozialismus verbunden. Die Nichtteilnahme an der Jugendweihe konnte zu Benachteiligungen bei der Auswahl eines Lehr- oder Studienplatzes führen.

Jugendweihefahrt

Schüler:innen der 8. Klasse sollten in der DDR an der Jugendweihe teilnehmen. Eine Ablehnung konnte zu Benachteiligungen führen. Zur Vorbereitung der Jugendweihe gehörte häufig auch der Besuch einer KZ-Gedenkstätte.

Kinderreiche Familie

Familie mit vier oder mehr Kindern. Diese Familien wurden in der DDR – auch vor dem Hintergrund sinkender Geburtenzahlen – finanziell und symbolisch gefördert. Trotz aller propagandistischen Unterstützung hatten sie oft mit Wohnraummangel und Vorurteilen in der Bevölkerung zu kämpfen.

Kirchenarbeit

Religiöse Jugendarbeit, die in der DDR oft kritisch beobachtet und als „staatsfeindlich“ eingestuft wurde.

Kombinat

Zusammenschluss von Industriebetrieben einer Branche zu einem Großbetrieb.

Konspiration

Tarnung und Geheimhaltung von Personen, Räumen oder Abläufen bei geheimdienstlichen Aktionen durch Decknamen, Scheinidentitäten und versteckte Treffpunkte.

Körber-Stiftung

Gemeinnützige Stiftung, die 1959 vom Hamburger Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben gerufen wurde. Sie richtet u.a. den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten aus.

KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion)

Zwischen 1917/22 und 1991 herrschende marxistisch-leninistische Partei in Sowjetrussland und in der Sowjetunion. Bis 1952 trug sie den Namen Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki).

Kulturelle Massenarbeit

Gewerkschaftlich gelenkte Kulturaktivitäten in Betrieben und Freizeiteinrichtungen der DDR. Berufstätige sollten kulturell (weiter)gebildet und politisch geschult werden. Zur Kulturellen Massenarbeit zählte auch die Bewegung Schreibender Arbeiter.

Kulturhaus / Klubhaus

Einrichtung für kulturelle Veranstaltungen in Orten der DDR, die vom Staat oder von Betrieben errichtet und finanziert wurden.

Kunsthof Lietzen

Wohn- und Arbeitsort der Bildenden Künstlerin Erika Stürmer-Alex (geb. 1938) in der Nähe von Frankfurt (Oder).

KW (Konspirative Wohnung)

Geheime Wohnung, in der die Staatssicherheit Treffen mit Informant:innen durchführte. Den anderen Hausbewohner:innen und der Öffentlichkeit wurde die Nutzung verschwiegen.

KWV (Kommunale Wohnverwaltung)

Betrieb zur Verwaltung von Wohnungen in der DDR. Zum Bestand der KWVs gehörten vor allem Altbauten und Wohnhäuser, die in den 1950er Jahren entstanden.

KZ (Konzentrationslager)

Von 1933 bis 1945 bestehende Haft-, Arbeits- und Todeslager. Die Gefangenen wurden u. a. aus politischen oder rassistischen Gründen verfolgt. Sie waren dem Terror der Lagerleitung und des Wachpersonals schutzlos ausgeliefert.

LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands)

1945 gegründete Partei (zunächst unter dem Namen LDP). Sie stand unter Kontrolle der herrschenden SED und hatte als „Blockpartei“ kaum Einfluss. Die LDPD ging 1990 in der gesamtdeutschen FDP (Freien Demokratischen Partei) auf.

Legendierung

Geheimdienstliche Täuschung nach außen, um den wahren Zweck einer Tätigkeit oder die eigene Identität zu verschleiern.

LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft)

In der DDR wurden landwirtschaftliche Betriebe bis 1960 kollektiviert. Die Bäuerinnen und Bauern mussten sich ‒ häufig unter Zwang ‒ zu Genossenschaften zusammenzuschließen und ihre Flächen zusammenzulegen.

lyrisches Subjekt/lyrisches Ich

Sprecher:in in einem Gedicht. Das lyrische Subjekt/Ich ist nicht automatisch identisch mit dem:der Autor:in.

Marzahn

Am östlichen Rand Berlins entstand seit 1977 das Vorzeigeviertel des DDR-Wohnungsbauprogramms. Bis Ende der 1980er Jahre wurden in Marzahn vor allem schnell gebaute Elfgeschosser errichtet. 1989/90 wohnten ungefähr 140.000 Menschen in diesem Viertel. Heute liegt die Zahl der Einwohner:innen bei etwa 115.000.

MfS (Ministerium für Staatssicherheit)

1950 gegründetes Ministerium in der DDR, umgangssprachlich auch als „Stasi“ bezeichnet. Als Geheimdienst sicherte das MfS mit einem umfassenden Überwachungsapparat die Macht der SED und verfolgte politische Gegner:innen. Im November 1989 wurde es in „Amt für Nationale Sicherheit“ umbenannt und kurze Zeit später aufgelöst. Die Akten wurden nach dem Ende der DDR in einer eigenen Bundesbehörde (siehe Gauck-Behörde) gesichert und zugänglich gemacht. Heute gehören sie zum Bestand des Bundesarchivs.

Ministerrat

Bezeichnung für die Regierung der DDR. Der Vorsitzende gehörte bis 1989/90 der herrschenden SED an, von deren Weisungen der Ministerrat abhängig war.

Narratives Interview

Methode der Sozialwissenschaften zur Führung von Interviews, vor allem in der biografischen Forschung. Im Mittelpunkt steht die eigene Perspektive der interviewten Person.

ND (Neues Deutschland)

1946 bis 1989/90 zentrale Parteizeitung der SED.

Neoexpressionismus

In den 1960er Jahren entstandene Kunstrichtung. Sie zeichnet sich durch heftige Gestik und ausdrucksstarke Farbigkeit aus.

Neuberesinchen

Der im Osten von Frankfurt (Oder) gelegene Stadtteil wurde im Zuge des DDR-Wohnbauprogrammes erbaut. Zwischen 1977 und 1990 entstanden dort 8.500 Wohnungen. In Neuberesinchen und anderen Stadtteilen der ehemaligen Bezirksstadt befinden sich heute insgesamt über 250 Kunstwerke im öffentlichen Raum; darunter die Plastiken „Lauscher, Waldschrat und Maske“ von Erika Stürmer-Alex (1988) sowie „Schöne Melusine als Harlekin“ (1991).

Neues Forum

Im September 1989 gegründete politische Gruppierung in der DDR. Während der Friedlichen Revolution besaß sie von allen Bürgerbewegungen die größte Breitenwirkung. Das Neue Forum forderte demokratische Reformen und eine gesellschaftliche Umgestaltung unter umfassender Einbeziehung möglichst großer Bevölkerungskreise. Ein Teil des Neuen Forums ging später im Zusammenschluss Bündnis 90 und dann in der Partei Bündnis 90/Die Grünen auf.

Niki de Saint Phalle

Niki de Saint Phalle (1930‒2002) war eine französisch-schweizerische Malerin und Bildhauerin. Der breiten Öffentlichkeit ist sie vor allem durch ihre „Nana“-Figuren bekannt.

NS

Nationalsozialismus, nationalsozialistisch.

NVA (Nationale Volksarmee)

Die NVA wurde 1956 in der DDR gegründet und diente der militärischen Absicherung des sozialistischen Staates. Sie war eng mit der SED verbunden. In der militärischen Ausbildung wurde großer Wert auf die politische Schulung im Sinne der herrschenden Staatspartei gelegt.

Omar Saavedra Santis

Omar Saavedra Santis (1944‒2021) war ein chilenischer Journalist und Schriftsteller. Er emigrierte 1974 nach dem Staatsstreich in Chile als politisch Verfolgter in die DDR, wo er schriftstellerisch tätig war.

Operativbearbeitung

Maßnahme der Staatssicherheit zur Beobachtung und Einflussnahme auf Personen, bei denen politische Sicherheitsrisiken vermutet wurden.

Oral-History

Methode der Geschichtswissenschaft, die sich auf Interviews mit Zeitzeug:innen stützt. Sie fokussiert vor allem individuelle Perspektiven auf Zeitgeschehen.

Parteilich

Bedeutet im Zusammenhang mit der Arbeiterbewegung das Vertreten der Interessen der Arbeiterklasse. In der DDR meinte dies de facto die Übernahme der Perspektive der SED, die als die Vertreterin der Arbeiterklasse galt. Ein parteilicher Standpunkt wurde von jedem:r Bürger:in und auch in jedem Kunstwerk grundsätzlich eingefordert.

Parteisekretär

Parteisekretär:innen der SED waren Funktionär:innen, die einer Organisationseinheit vorstanden. Erich Honecker etwa war von 1971 bis 1989 der vom Zentralkomitee gewählte Erste Sekretär (1971‒1976) bzw. Generalsekretär (1976‒1989). Auch jede Grundorganisation (GO) wählte eine:n Parteisekretär:in. Solche wurden in allen Betrieben, staatlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen und auch in jedem Volkskunstzirkel gebildet, sofern in ihnen mindestens drei Parteimitglieder waren. Die Parteisekretär:innen waren z.B. dafür zuständig, dass in ihrem Kollektiv die Parteibeschlüsse beachtet und durchgesetzt wurden.

Parteitag

Die Parteitage der SED waren große Treffen von Funktionären und Delegierten der Partei und nach ihrem Statut das höchste Parteiorgan, auf denen das Zentralkomitee gewählt und wichtige Entscheidungen für die Politik und Wirtschaft der DDR beschlossen wurden. Sie fanden alle vier bis fünf Jahre immer in Ostberlin statt und wurden stark inszeniert.

Parteiversammlung

Versammlung aller Parteimitglieder der SED einer Grundeinheit (GO), etwa in Betrieben, Hochschulen, Schulen, etc. Wurde auch außerordentlich zusammengerufen, wenn es lokale Vorfälle mit Parteimitgliedern gab, die sanktioniert werden sollten.

Pleinair

Der Begriff kommt aus dem Französischen und bezeichnet das Zeichnen oder Malen unter freiem Himmel, also außerhalb eines Ateliers. In der DDR hatten Pleinairs eine besondere Bedeutung, da sie nicht nur zur künstlerischen Produktion, sondern auch zum Austausch und zur Vernetzung verschiedener Kunstszenen, häufig abseits der offiziellen Institutionen, beitrugen.

Poliklinik

Basis der Gesundheitsversorgung in der DDR. Polikliniken waren wohnortnahe Gesundheitszentren zur ambulanten Behandlung, in denen verschiedenste Ärzt:innen unter einem Dach zusammengefasst waren.

Politbüro

Das höchste politische Führungsgremium von kommunistischen Parteien. Das Politbüro des Zentralkomitees der SED war damit das mächtigste politische Gremium der DDR.

Politische Propaganda-Kunst

Mit diesem Begriff bezeichnet Erika Stürmer-Alex den Sozialistischen Realismus, der darauf abzielte, die Gegenwart in der Kunst nach sozialistischer Vorstellung darzustellen.

POS (Polytechnische Oberschule)

DDR-Schulform für alle Kinder bis Klasse 10.

Rat des Kreises, des Bezirkes

Die Verwaltungsorgane der DDR, die auf Kreis- bzw. auf Bezirksebene staatliche Aufgaben umsetzten. Sie waren zuständig für Bereiche wie Wirtschaft, Wohnungsbau, Kultur, Bildung oder das Gesundheitswesen. Dabei standen sie unter Kontrolle der SED und führten die Beschlüsse der entsprechenden Kreis- bzw. Bezirksleitungen der SED aus.

RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor)

US-amerikanischer Sender in Westberlin, der sich explizit auch an die Bürger:innen der DDR richtete.

RL 1/79

Dienstvorschrift der DDR-Staatssicherheit zur Nutzung und Absicherung konspirativer Wohnungen und deren Geheimhaltung.

Rückgabe vor Entschädigung

Im Einigungsvertrag wurde 1990 der Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ festgeschrieben. Das betraf Grundstücke, die nach der Enteignung von geflohenen Eigentümer:innen in die öffentliche Hand übergegangen und dann von Bürger:innen der DDR gekauft worden waren. Sie sollten im Rahmen der Wiedervereinigung an die Alteigentümer zurückgegeben werden.

Russisch-Olympiade

Sprachwettbewerb für Schüler:innen der DDR, bei denen Wissen und Können in der russischen Sprache geprüft wurden. Die Olympiaden sollten die Sprachkenntnisse fördern und die offiziell propagierte Freundschaft zur Sowjetunion stärken.

Sarah Kirsch

Sarah Kirsch (1935‒2013) war eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin. 1976 wurde sie wegen ihrer Unterzeichnung der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der SED und dem Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR ausgeschlossen. Sie siedelte 1977 nach Westberlin über.

SBZ (Sowjetische Besatzungszone)

Die Sowjetische Besatzungszone bestand vom Kriegsende 1945 bis zur Gründung der DDR 1949. Sie umfasste das Gebiet der späteren DDR.

SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands)

Marxistisch-leninistische Partei, die von 1946 bis 1989/90 bestand. Als selbsterklärte Vertreterin der Arbeiterklasse war sie die wichtigste Partei in der DDR und beherrschte das politische Leben.

SED-Unrechtsbereinigungsgesetz

Mit dem ersten SED-Unrechtsbereinigungsgesetzt regelte der Bundestag 1992 die strafrechtliche Rehabilitierung und die finanzielle Entschädigung von Personen, die in der SBZ/DDR verfolgt wurden. Ein weiteres Rehabilitierungsgesetz folgte 1994.

SFA (Staatliches Filmarchiv)

Das SFA war das zentrale Filmarchiv der DDR. Gegründet 1955 sollte es die nationale Filmproduktion sammeln, sichern und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auch verbotene Filme sowie Produktionen der Staatlichen Filmdokumentation (SFD) wurden archiviert ‒ diese wurden der Öffentlichkeit jedoch vorbehalten. Der Bestand befindet sich heute im Filmarchiv des Bundesarchivs.

SFD (Staatliche Filmdokumentation)

Die SFD war eine Filmgruppe am Staatlichen Filmarchiv (SFA), die Dokumentationen produzierte. Die entstandenen Filme wurden nicht öffentlich gezeigt, sondern gingen direkt ins Archiv. Sie sollten Zuschauer:innen der ferneren Zukunft eine möglichst systematische filmische Selbstdokumentation von Staat und Gesellschaft der DDR überliefern. Die Filmgruppe durfte dazu ‒ explizit erlaubt vom Ministerium für Kultur ‒ auch negative, krisenhafte Erscheinungen in der DDR filmen.

Sinti:zze und Rom:nja

Angehörige zweier ethnischer Minderheiten in Europa, die viel Verfolgung und Diskriminierung erleb(t)en. Besonders während des Nationalsozialismus wurden viele Sinti:zze und Rom:nja ermordet.

Skinheads

Subkulturelle Jugendkultur, die in den 1970er Jahren in Großbritannien entstand und sich dann weltweit verbreitete. Skinheads erkennt man oft an äußeren Merkmalen wie kurzgeschorenen Haare oder Glatze, Springerstiefeln und Bomberjacken. Etliche, wenn auch nicht alle, sind rechtsextrem eingestellt. Insbesondere in den 1990er Jahren traten vor allem gewaltbereite, rechtsextreme und ausländerfeindliche Skinheads bei Ausschreitungen und Angriffen gegenüber Ausländer:innen und Randgruppen in Erscheinung, etwa in Hoyerswerda oder Rostock-Lichtenhagen.

Sowjetunion

Kurzform für Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Der Staatenverbund bestand zwischen 1922 und 1991, seine Hauptstadt war Moskau.

Soziale Marktwirtschaft

Wirtschaftsordnung, in der freie Marktwirtschaft durch staatliche Eingriffe ergänzt wird, um soziale Gerechtigkeit, Sicherheit und faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten.

Sozialistischer Realismus

Der offiziell kulturpolitisch eingeforderte Kunststil in der DDR. Kunst, Literatur und Film sollten durch eine realistische Darstellung der Arbeiterklasse und des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft in der DDR die Ideale des Sozialismus verbreiten. Zu den wesentlichen Kriterien gehörten eine parteiliche Haltung im Sinne der Arbeiterklasse (bzw. de facto der SED), eine optimistische Grundeinstellung, ein positiver Held und eine vorbildliche Handlung (bei Romanen), eine volksverbundene Darstellungsweise und Verständlichkeit.

Spekulantenszene

In der DDR eine Bezeichnung für Personen, die angeblich illegal mit Waren handelten. Die „Spekulantenszene“ wurde geheimdienstlich überwacht.

Speziallager

Seit April 1945 richtete der sowjetische Geheimdienst NKVD elf Internierungslager in der SBZ ein. Dort wurden Internierte (Verhaftete ohne Gerichtsurteil) und Verurteilte der Militärgerichte (SMT) festgehalten. Aufgrund der unzureichenden Versorgung starb etwa ein Drittel der 123.000 deutschen Insassen in der Haft. In Buchenwald bestand von 1945 bis 1950 das Speziallager Nr. 2.

spurensuchen

Begleitmagazin der Körber-Stiftung zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Enthält die offizielle Ausschreibung, Themenanregungen, methodische Hilfestellungen und weitere Serviceangebote zum Wettbewerb.

SS (Schutzstaffel)

Als militärische Elite-Organisation war die SS während des Nationalsozialismus maßgeblich für die Verfolgung politischer Gegner:innen und den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg verantwortlich. Ihr unterstanden ab 1934 die Konzentrationslager. Seit 1939 wurden die bewaffneten Verbände der SS als Waffen-SS bezeichnet.

Staatsbürgerkunde

Pflichtschulfach in der DDR. Vermittelt wurden Kenntnisse über das politische System, die Gesellschaftsordnung und die Ideologie des Staates. Die Schüler:innen sollten zu „Sozialistischen Persönlichkeiten“ mit angemessenem, parteilichem „Klassenstandpunkt“ erzogen werden.

Staatsrat

Der Staatsrat war in der DDR formal das oberste politische Gremium. Er übernahm ab 1960 die Aufgaben des früheren Präsidenten und bestand aus mehreren Mitgliedern, die von der Volkskammer gewählt wurden. Den Vorsitz hatte bis 1989 ein Vertreter der SED inne: Erster Staatsratsvorsitzender war Walter Ulbricht, der dieses Amt von 1960 bis zu seinem Tod 1973 innehatte. Ihm folgte zunächst Willi Stoph und dann Erich Honecker, der das Amt von 1976 bis zu seiner Entmachtung 1989 ausübte. Manfred Gerlach war zwischen Dezember 1989 und April 1990 der letzte Staatsratsvorsitzende.

Stimmungsbericht

Interner Bericht der DDR-Staatssicherheit über Meinungen und Äußerungen in der Bevölkerung zu Politik, Alltag oder Wirtschaft.

Teilwohnung

Große Wohnung, die von mehreren unterschiedlichen Personen bzw. Familien bewohnt wird. Gemeinsam werden zumeist Bad und Küche benutzt. Die verschiedenen Lebensgewohnheiten führen oft zu Spannungen unter den Mieter:innen. Das Teilen von Wohnraum war bis zum Ende der DDR eine gängige Praxis.

Trägerbetrieb

Betrieb, der die jeweilige Kulturgruppe, Sportgemeinschaft, oder ähnliches finanziell und logistisch unterstützt. In der DDR fungierten die VEBs auch als kulturpolitische Institutionen. Meist waren an sie verschiedene Volkskunstgruppen bzw. Laienzirkel angegliedert.

Transformation

Wandlungsprozess in unterschiedlichen Bereichen. In Politik und Geschichte werden damit tiefgreifende gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Veränderungen beschrieben. Der Niedergang der realsozialistischen Staaten führte seit den 1980er Jahren zu einem umfassenden Transformationsprozess in Mittel- und Osteuropa. Diese Entwicklungen waren mit Freiheit, Demokratie und Aufbrüchen, aber auch mit sozialen Härten und Gewalt verbunden. Ob und wann diese Transformation endete, wird in der Wissenschaft intensiv diskutiert.

Transitstrecken

Straßen und Schienen, die die BRD mit Westberlin über das Gebiet der DDR verbanden. Die DDR kontrollierte den Transitverkehr streng.

Treffdurchführung

Geheimdienstlicher Fachbegriff für das persönliche Treffen zwischen Offizieren der DDR-Staatssicherheit und IM in einer KW.

Treffzimmer

Raum innerhalb einer konspirativen Wohnung, der in der DDR ausschließlich für geheimdienstliche Treffen genutzt wurde.

Trümmerfrauen

Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland beim Weg- und Aufräumen der Trümmer und beim Wiederaufbau der Städte halfen. „Trümmerfrauen“ wurden als Mythos für den Wiederaufbauwillen glorifiziert und in ihrer Bedeutung überhöht.

Umsiedler

DDR-Bezeichnung für Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen und deutsch besiedelten Gebieten im östlichen Europa.

Untermietverhältnis (legendiert)

Von der DDR-Staatssicherheit fingiertes Mietverhältnis, um Konspirative Wohnungen legal erscheinen zu lassen und Ansprüchen interessierter potenzieller Mieter:innen vorzubeugen.

Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit

In jedem Bezirk der DDR nutzte der Geheimdienst ein Gefängnis, in dem politische Häftlinge bis zur Verurteilung festgehalten wurden.

VBK (Verband Bildender Künstler der DDR)

Berufsorganisation der bildenden Künstler in der DDR. Die Mitgliedschaft im Verband war Voraussetzung, um legal als Berufskünstler:in tätig sein zu können.

VEB (Volkseigener Betrieb)

Betriebe in der DDR, die nicht in Privatbesitz waren, sondern zum „Volkseigentum“ gehörten.

Vertragsarbeiter

Personen aus anderen Staaten, die in der DDR arbeiteten, wurden offiziell „ausländische Werktätige“ genannt. Im Verlauf des Vereinigungsprozesses 1990 setzte sich die Bezeichnung „Vertragsarbeiter“ durch. Vor allem Politiker:innen wollten damit den unterschiedlichen Rechtsstatus zu den sogenannten „Gastarbeitern“ in der Bundesrepublik deutlich machen.

Visual History

Forschungsfeld und -ansatz innerhalb der Geschichtswissenschaft, das sich vor allem mit Bildern als Quellen beschäftigt ‒ z.B. mit Fotos, Filmen, Plakaten oder auch Gemälden. Dazu werden Methoden der Kunst-, Film- und anderer Wissenschaften adaptiert.

Völkerfreundschaft

Propagandistische Parole für das friedliche Zusammenleben der Völker. Der Begriff „Völkerfreundschaft“ wurde in der Verfassung der DDR von 1968 festgeschrieben.

Volksbildung (Abt.)

Staatliche Struktur zur Schulaufsicht, häufig eng mit der DDR-Staatssicherheit zusammenarbeitend.

Volkskunstzirkel

Gruppen staatlich organisierter Freizeitbeschäftigung, in denen Menschen sich künstlerisch oder auf andere Weise betätigen und austauschen konnten. Dazu gehörten etwa Schreibzirkel (Zirkel Schreibender Arbeiter), Mal-, Tanz-, Textilzirkel sowie Amateurfilmgruppen. Sie waren meist an Betriebe oder an Kreiskulturhäuser angegliedert.

Volkspolizei

Polizei in der SBZ/DDR. Sie war zentralistisch organisiert und unterstand dem Ministerium des Innern.

Volkssolidarität

DDR-Massenorganisation, die vor allem Aufgaben der Wohlfahrtsarbeit wie etwa die Betreuung älterer, pflegebedürftiger Menschen, aber auch die Organisation gesellschaftlich nützlicher Tätigkeiten wie Nachbarschaftshilfe oder Kinderbetreuung übernahm.

VOS (Vereinigung der Opfer des Stalinismus)

1950 in Westberlin gegründete Organisation von ehemaligen Häftlingen aus der SBZ/DDR.

Währungsunion

Auch „Euro-Einführung“ genannt. Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion war ein langjähriger, komplexer dreistufiger Prozess, in dem eine einheitliche Währung (Euro) für mehrere Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geschaffen wurde. Der Euro wurde 1999 als Buchgeld im Bankwesen und 2002 als Bargeld eingeführt.

WBS70 (Wohnungsbauserie 70)

Meistverwendeter DDR-Typenbau eines Wohnhauses in Plattenbauweise.

Werner Tübke

Werner Tübke (1929‒2004) war ein deutscher Maler und Grafiker. Als Vertreter der „Leipziger Schule“ wurde er vor allem durch das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen bekannt.

Westwährung (Valuta)

Konvertible Währungen westlicher Staaten (z. B. D-Mark). Privatpersonen war der Besitz von Valuta bis 1974 verboten. Der unterschiedliche Zugang zu Westwährungen führte in der DDR-Bevölkerung zu Spannungen.

Willy Brandt

Willy Brandt (1913‒1992) war Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1969-1974) und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

Wohnungsbauprogramm

Das Wohnungsbauprogramm gehörte zur propagierten „Einheit von Wirtschaft und Sozialpolitik“ der Ära Honecker. Eine neue Sozialpolitik sollte das Leben der Menschen verbessern. Das Wohnungsprogramm war ein zentraler Baustein dieser Politik. Bis 1990 sollten drei Millionen Wohnungen gebaut oder „modernisiert“ werden.

Wohnungstausch (im MfS-Kontext)

Strategischer Wechsel eines geheimdienstlich genutzten Mietobjekts, z. B. bei Enttarnungsgefahr.

Wolfgang Mattheuer

Wolfgang Mattheuer (1927‒2004) war ein deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer. Als Vertreter der „Leipziger Schule“ schuf er unter anderem die Bronzeplastik „Der Jahrhundertschritt“ (1984), die auf die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verweist.

Zeitarbeit

Arbeitsform, bei der Beschäftige von einer Zeitarbeitsfirma angestellt sind, aber zur Arbeit bei anderen Unternehmen „verliehen“ werden. Das Gehalt übernimmt die Zeitarbeitsfirma. Es ist meistens niedriger als bei direkter Festanstelltung. Zeitarbeit wird häufig für kurzfristige Arbeitseinsätze genutzt.

Zirkel Schreibender Arbeiter

Schreibgruppen in der DDR, in denen vor allem Arbeiter:innen eigene Literatur verfassten. Sie waren Teil des künstlerischen Volksschaffens und wurden offiziell mit dem sog. Bitterfelder Weg 1959 installiert.

Zirkelarbeit

Staatlich organisiertes Freizeitangebot, bei dem dem sich Menschen in Gruppen (sog. Zirkeln) regelmäßig trafen, um gemeinsam kreativ zu sein (siehe Volkkunstzirkel), sich weiterzubilden und sich auszutauschen. Zirkelarbeit fand überwiegend in den Betrieben, in Kulturhäusern und auch Schulen statt. Der Staat versprach sich davon eine in den Freizeitbereich ausgreifende Kontrolle der Bürger:innen und auch eine politische Erziehung.

ZK (Zentralkomitee)

Das Zentralkomitee der SED war das oberste Gremium der Partei. Es kontrollierte die Partei und die Regierung; die Sekretäre des ZK waren den Ministerien gegenüber weisungsbefugt. Das ZK wurde auf den Parteitagen gewählt und aus ihm heraus wurde wiederum das Politbüro bestimmt.