KW „Sofia“ – Stasi-Geheimtreffen im Neubaugebiet

Gewalträume/Schutzräume

Exponatentyp
Dokument/Akte
Datum
1982-1986
Dauer
15:26 min

KW „Sofia“ – Stasi-Geheimtreffen im Neubaugebiet

Gewalträume/Schutzräume

Die Akte dokumentiert die geheimdienstliche Nutzung der Konspirativen Wohnung (KW) „Sofia“ in einem Neubaugebiet von Erfurt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mietet diese Wohnung direkt an. Sie wird professionell eingerichtet und dient als Treffpunkt für hochrangige Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit (GMS). Besondere Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen: Ein fiktiver Mieter bezieht die Wohnung und ein Hausmeisterehepaar wird in die Konspiration einbezogen. Die Akte bietet einen Einblick in die zunehmende Professionalisierung des MfS in den 1980er Jahren. Sie dokumentiert auch die Nutzung strategisch wichtiger urbaner Räume für geheimdienstliche Zwecke.

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KW „Sofia“, Deckblatt

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Reg.-Nr. Erfurt/IX 1361/82
KW „Sofia“
Erfurt

Beginn: 7. Dez 1982
Beendet: 19. Juni 1986
Archiv-Nr. AIM 1168/86
Band-Nr. 1
Abt. VIII
Nicht gesperrte Ablage
Sammelakte
Mehr als 300 Blatt Papier nicht überschreiten!

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KW „Sofia“, BStU Blatt 12

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Abteilung VIII                                                      Erfurt, 3. 5. 1984

Anforderungsbild an die zu schaffende KW vorläufiger DN "Sofia"


Die Gewährleistung der Konspiration und Sicherheit, insbesondere operativ wertvoller IM/GMS der Abteilung VIII, bildet eine Schlüsselfrage in der politisch-operativen Arbeit.

    • Unter den Bedingungender weiteren Qualifizierung der operativen Grundprozesse und des Informationsaufkommens,
    • der Erhöhung der inneren Sicherheit im MfS,
    • der vorbeugenden Abwehr von Angriffen des Gegners auf das Verbindungssystem des MfS,
    • der Realisierung der politisch-operativen Aufgabenstellung unter allen, auch komplizierten Lagebedingungen

und der Herstellung und Aufrechterhaltung einer jederzeit funktionsfähigen Verbindung zu den IM, macht sich die Schaffung einer KW erforderlich, die folgenden Anforderungskriterien entsprechen muß:

  • Herstellung und Aufrechterhaltung einer jederzeit funktionsfähigen Verbindungsaufnahme und Treffdurchführung mit den

IMB "Ulrike Fuchs" [Reg.-Nr.] IX 272/76
IMS "Heinz Stieler" [Reg.-Nr.] IV 1087/66
GMS "Traudel" [Reg.-Nr.] IX 776/80

  • zentrale Lage des Objektes in einem dichtbesiedelten Wohngebiet der Stadt Erfurt und unkontrollierbarer umfangreicher Personenbewegung,
  • zum Objekt müssen mehrere Annäherungsvarianten vorhanden sein, grundsätzliche Bedingung ist das Erreichen mittels öffentlicher Verkehrsmittel,
  • die KW muß zeitlich uneingeschränkt nutzbar sein,
  • die Legendierung muß glaubhaft als Nebenwohnung abgedeckt werden können,
  • die Abdeckungslegende muß das legendierte Aufsuchen durch weibliche und männliche IM/GMS unterschiedlicher Altersstruktur ermöglich[en],
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KW „Sofia“, BStU Blatt 13

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  • die Absicherungsvarianten müssen üblichen gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen entsprechen, es darf kein besonderes Interesse der Wohnungsnachbarn erweckt werden,
    (Klärung der Schnittstellen: Reinigungsarbeiten, Verbindung zu den gesellschaftlichen Trägern, Energie, Post, Ausschmücken anläßlich gesellschaftlicher Höhepunkte),
  • die Abdeckungslegende muß Überprüfungen bei Wohnraumzählungen und in Vorbereitung von Volkswahlen standhalten,
  • die KW muß kurzfristig betreten und verlassen werden können,
  • die KW muß die Durchführung eines niveauvollen, störungsfreien Treffverlaufs von 2 – 3 Stunden gewährleisten,
  • es muß gesichert sein, daß keine Drittpersonen unkontrolliert bzw. ungehindert Zutritt erhalten,
  • bei Havariefällen muß die Abwicklung versicherungstechnischer Probleme gewährleistet sein (Verbindungsperson),
  • in der Umgebung der konspirativen Wohnung wohnhaften Verbindungs- bzw. Kontaktpersonen muß der IM das Aufsuchen der KW glaubhaft erklären können, für Ausnahmesituationen müssen Rückzugslegenden angewendet werden können,
  • in der unmittelbaren Umgebung der KW sollen keine Personen wohnen, die operativ bearbeitet werden, die IM sind bzw. den Führungsoffizier aus offizieller Zusammenarbeit kennen,
  • es darf kein Konzentrationspunkt von Wohnungen sein, in denen Angehörige des MfS bzw. anderer Schutz- und Sicherheitsorgane wohnhaft sind.

Stellv. Ltr. der DE

[Unterschrift]
Walter
Hauptmann

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KW „Sofia“, BStU Blatt 14

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Abteilung VIII                                                     Erfurt, 3. 5. 1984

Bericht über das Bekanntwerden der KW – vorläufiger Deckname "Sofia" Reg.-Nr. IX 1361/82


Am 5. 12. 1982 wurde auf Weisung des Leiters der Abt. VIII, OSL Eichentopf, der Aufklärungs- und Überprüfungsprozeß zu der konspirativ genutzten Wohnung

Erfurt, Sofioter Str. 5/03

zur abstrichlosen Durchsetzung der Forderungen der RL 1/79, insbesondere der Gewährleistung der Konspiration in der Arbeit mit KW eingeleitet.

Entsprechend der feststellbaren Zuweisung und des abgeschlossenen Nutzungsvertrages mit der Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft "Erfurt", 50 Erfurt, Hanoier Str. 2, ist die operative Nutzung durch den ehemaligen Leiter der Abt. VIII, OSL Lipfert und die damit im Zusammenhang stehende Einführung von IM auf den Zeitpunkt von

Oktober 1977

einzuordnen.

Aus dem praktizierten Vorgehen kann mit Wahrscheinlichkeit geschlußfolgert werden – es ist keine Wohnungszuweisung mehr vorhanden – daß die Zuweisung des Wohnraumes durch den Stadtrat Heimann erfolgte und legendiert wurde (siehe Akte IX 1360/82 KW "Zoo").

Die operative Nutzung wurde über den Deck-DPA des Genossen Heinitz auf die fiktiven Personalien

Weber, Bernd
25.04.44 400984 Baith

abgesichert.
Der W., Bernd ist im Hausbuch mit Nebenwohnsitz eingetragen.

Zum Zeitpunkt der Einführung von IM in die KW waren keine Überprüfungshandlungen gemäß RL 1/79 des Genossen Minister durchgeführt.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 15

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Der Hausmeister bzw. stellv. Hausmeister wurde ohne Erfassungsverhältnis bzw. schriftliche Verpflichtung legendiert in die Absicherung der KW (Reinigungsarbeiten) einbezogen.

Unbeachtet blieb das Erfordernis der zielgerichteten Aufklärung der im Ermittlungsbericht vom 29.12.1977 festgestellten aktiven postalischen und persönlichen Kontakte bzw. Verbindungen nach Berlin West.

Bei der Aufbereitung des IMK-Vorlaufes konnte ein Beleg über die aus dem Operativgeldfonds getätigte Einzahlung von 1.846,- Mark bezüglich des Genossenschaftsanteils nachgewiesen werden.

Zu den in die KW eingeführten IM erfolgte kein Nachweis im WKW-Schema. Für die Einrichtung/Ausstattung der KW kann laut Quittungsbelegen ein Betrag von

11.840,66 Mark

veranschlagt werden.

Die Ausstattung der KW erfolgte durch Major Heinitz, Offizier für Sonderaufgaben der Abt. VIII.

Stellv. Leiter der DE

[Unterschrift]
Walter
Hauptmann

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KW „Sofia“, BStU Blatt 23 – Lageskizze KW „Sofia“

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Die Seite zeigt einen übersichtlichen Stadtplanausschnitt im Stil einer schematischen Lageskizze. Es handelt sich um ein Wohnviertel mit mehreren Wohnblöcken, Straßen und markierten Punkten, das zwischen der Moskauer Straße und der Sofioter Straße in Erfurt liegt.


Legende:
[Roter Kreis] = Wohnhaus Nr. 5 [die konspirative Wohnung]
[Grüner Kreis] = Kamerastandpunkte [wahrscheinlich zur Observation oder Dokumentation]
[Blauer Kreis] = Gaststätte „Balkan-Eck“
[Ein nach Norden weisender Kompasspfeil zeigt die Ausrichtung der Karte.]


Elemente auf dem Plan:
• Straßen im Plan:
o Sofioter Straße (verläuft von Nord nach Süd, mittig links im Bild)
o Havannaer Straße (verläuft quer im oberen und unteren Teil des Plans)
o Bukarester Straße (ganz rechts)
o Moskauer Straße (unten, mit Bushaltestelle)

• Wohnblöcke sind nummeriert:
o Auf der linken Seite sind die Wohnhäuser 1, 2, 3 (unten), dann 4, 5, 6 (mittig), dann 7, 8, 9 (oben)
o Der Block mit der KW „Sofia“ ist deutlich mit rot „5“ gekennzeichnet
• Zwei Gebäude mit der Aufschrift „Kinderkombination“ (also Kinderkrippe oder Kindergarten) befinden sich oben rechts und mittig.

Kamerastandpunkte (grün nummeriert):
• Punkt ①: gegenüber von Block 5 (KW), an der Sofioter Straße
• Punkt ②: am unteren Wendehammer vor dem Gebäude 1/2/3
• Punkt ③: westlich auf dem Parkplatz, Zufahrt Am Roten Berg
• Punkt ④: südöstlich, an der Ecke Moskauer Straße
• Punkt ⑤: an der Bushaltestelle (ganz links unten)

Gaststätte „Balkan-Eck“ (blauer Punkt):
Die genaue Position ist mit einem blauen Kreis markiert, aber der Text ist ohne explizite Platzierung – sie liegt vermutlich in Nähe der Kreuzung Havannaer Straße / Bukarester Straße.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 24

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Fototitel: Wohnscheibe Nr. 4–6 aus Richtung Moskauer Straße (Erfurt)

Beschreibung:
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine langgestreckte Wohnscheibe in Plattenbauweise, aufgenommen im Winter aus der Perspektive der angrenzenden Straße. Das Gebäude besteht aus mindestens zehn Etagen und wirkt durch seine gleichmäßig angeordneten quadratischen Fenster streng rhythmisiert. Balkone sind nicht sichtbar, stattdessen unterteilen vertikale Fensterreihen die Fassade in funktionale Segmente. Die Bauweise ist typisch für DDR-Großwohnsiedlungen aus den späten 1970er- oder frühen 1980er-Jahren. Es handelt sich um die Häuser Nr. 4 bis 6 in der Sofioter Straße – Haus Nr. 5, in der Mitte gelegen, war Standort der Konspirativen Wohnung mit dem Decknamen „Sofia“.
Im Vordergrund der Aufnahme verläuft eine leicht gebogene, schneebedeckte Straße. Der Blickwinkel der Kamera ist schräg angesetzt, sodass die gesamte Länge der Wohnscheibe sichtbar wird. Links im Bild steht ein einzelner Laternenmast, rechts sind kahle Bäume ohne Laub zu erkennen. Vor dem Gebäude befindet sich ein kleiner Grünstreifen mit einem eingefassten Beet oder Strauchbereich. Weder Menschen noch Fahrzeuge sind auf dem Bild zu sehen.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 25

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Fototitel: Darstellung des Sichtfeldes vom Haupteingang des Wohnblockes Nr. 4–6

Beschreibung:
Das Foto zeigt eine Panoramaansicht aus drei Einzelaufnahmen, die zusammengefügt wurden, um das gesamte Sichtfeld vom Haupteingang des Wohnblocks Nr. 4–6 abzubilden. Die Szene ist in einem winterlichen Setting aufgenommen worden, was sich an der Schneedecke auf den Wegen und in den Grünflächen erkennen lässt.
Im linken Bereich des Bildes ist die Straßeneinmündung der Havannaer Straße zu sehen. Mehrgeschossige Wohnblöcke mit Balkonen erstrecken sich entlang der Straße. Auf dem Gehweg geht eine Person zu Fuß, geparkte Fahrzeuge stehen am Straßenrand. In der Mitte des Bildes befinden sich flachere Gebäude, vermutlich Nebengebäude oder Versorgungseinrichtungen, die vor einer großen offenen Fläche mit eingezäuntem Gelände stehen. Dahinter befinden sich mehrere fünfgeschossige Wohnblöcke mit regelmäßiger Fenster- und Balkonaufteilung.
Rechts im Bild ist die Einmündung der Moskauer Straße zu erkennen. Der Straßenverlauf führt in einer weiten Kurve nach rechts und verschwindet in der Ferne. Rechts am Bildrand ragt die hohe Fassade des Wohnblocks 4–6 in das Sichtfeld hinein. Ein Laternenmast und ein Versorgungshäuschen befinden sich nahe dem Zaun entlang der Straße. Das Bild verdeutlicht die freie Sichtachse vom Hauseingang der konspirativen Wohnung über den angrenzenden öffentlichen Raum.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 26

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Fototitel: Hauseingang zur Wohnscheibe Nr. 4–6

Beschreibung:
Das Foto zeigt den zentralen Hauseingang zur Wohnscheibe mit den Hausnummern 4 bis 6 in der Sofioter Straße. Der Eingangsbereich liegt leicht erhöht über Straßenniveau und ist über eine kleine Treppe oder Rampe erreichbar, die jedoch im Bild nicht vollständig sichtbar ist. Eine massive Betonplattform mit Geländer erstreckt sich vor dem Eingang. Darunter befindet sich ein dunkler, offener Hohlraum im Sockelbereich des Gebäudes, möglicherweise ein Kellereingang oder eine offene Belüftung.
Die Eingangstür ist aus Glas und befindet sich unter einem zurückgesetzten, überdachten Vorbau, der von zwei rechteckigen Betonsäulen getragen wird. Über der Tür ist ein kleines Schild mit der Hausnummer „5“ angebracht. Links neben der Tür erkennt man eine Briefkastenanlage, rechts eine Klingeltafel oder ein Namensschild. Die Fassade ist aus typischen DDR-Betonfertigteilen zusammengesetzt, mit grober Oberflächenstruktur. Links und rechts des Eingangs befinden sich Fenster mit Gardinen. Der Eingangsbereich wirkt funktional und schlicht, das Gebäude zeigt stellenweise leichte Abnutzungsspuren, insbesondere an der Betonbrüstung. Auf dem Boden liegt Schnee.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 27

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Fototitel: Wohnscheibe Nr. 4–6

Beschreibung:
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt die vollständige Ansicht der Wohnscheibe Nr. 4–6 in Erfurt, aufgenommen aus einer diagonalen Perspektive von schräg links vorne. Die Gebäudegruppe besteht aus einer langgestreckten Plattenbauzeile mit mindestens zehn Etagen. Auffällig ist der leicht versetzte, geschwungene Verlauf der Fassade, wodurch sich der Baukörper in zwei Richtungen auffächert. Diese Bauform erzeugt einen abgeschlossenen Innenbereich und ermöglicht gleichzeitig eine gute Übersicht auf die Umgebung.
Die Fassade ist gleichförmig gestaltet: Reihe an Reihe ordnen sich quadratische Fenster an, die ohne Balkone oder andere Vorbauten auskommen. Die Gebäude bestehen aus typischen DDR-Fertigteilplatten mit klarer Rasterstruktur. Der Straßenraum im Vordergrund ist schneebedeckt, ebenso die angrenzenden Grünstreifen. Links im Bild ist ein flacher Zweckbau zu erkennen, möglicherweise eine Einrichtung zur Versorgung oder Verwaltung. Einzelne Straßenlaternen und Verkehrszeichen säumen die Straße. Im Hintergrund sieht man parkende Fahrzeuge.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 28

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Fototitel: Parkplätze Sofioter Straße

Beschreibung:
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine weite Straßen- und Parkplatzszene entlang der Sofioter Straße in einem typischen Plattenbauviertel der DDR. Links im Bild erstreckt sich ein langer Wohnblock mit etwa zehn Etagen, dessen Fassade durch gleichmäßig angeordnete Fenster und Balkone strukturiert ist. Vor dem Gebäude befinden sich offene Stellflächen, auf denen mehrere Autos parken – darunter typische DDR-Fahrzeuge wie Trabant und Wartburg.
Die Straße und der Parkplatz sind vollständig schneebedeckt. Es handelt sich um festgefahrenen Schnee. Im Mittelgrund und Hintergrund sind mehrere hohe Wohnhäuser zu erkennen, die in die Tiefe des Bildes gestaffelt sind und das weite, offene Stadtbild unterstreichen. Auf der rechten Seite führt die Straße schnurgerade in die Ferne und wird von Straßenlaternen gesäumt. Am rechten Bildrand ist ein massiver Strommast mit Freileitungen zu sehen.
Die Szenerie dokumentiert die städtebauliche Situation im Umfeld der konspirativen Wohnung „Sofia“ im Erfurter Neubaugebiet – mit Fokus auf die gute Sichtbarkeit und Zugänglichkeit über die angrenzenden Parkflächen der Sofioter Straße.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 29

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Fototitel: Einmündung in die Sofioter Straße (Erfurt) – [Pfeil, der rechts vom Bild rausgeht mit der Beschreibung:] Moskauer Str. Richtung Nordhäuser Str.

Beschreibung:
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine städtische Straßenszene im Winter. Links im Bild erhebt sich ein langgestreckter Wohnblock mit neun Etagen, typischer DDR-Plattenbauweise. Die Fassade ist geprägt durch regelmäßig angeordnete Fenster und Balkone. Im Vordergrund sind kleine, kahle Bäume entlang des Fußwegs zu erkennen. Der Gehweg und die Straße sind von einer dünnen Schneedecke überzogen, stellenweise matschig oder vereist.
Rechts im Bild verläuft die Moskauer Straße, parallel zur Häuserreihe. Am Fahrbahnrand stehen mehrere hohe Straßenlaternen in regelmäßigen Abständen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein weiteres großes Wohngebäude mit Flachdach. Davor ist eine Baustelle erkennbar, auf der ein hoher Kran steht – ein Zeichen fortgesetzter Bautätigkeit im Stadtgebiet.
Das Foto markiert die Einmündung der Sofioter Straße aus der Moskauer Straße kommend. Eine Beschriftung auf dem Bild weist zusätzlich darauf hin, dass sich die Blickrichtung zur Nordhäuser Straße orientiert. Das Foto dokumentiert präzise das Umfeld der konspirativen Wohnung „Sofia“ und dient offensichtlich der Lageeinschätzung und Planung operativer Maßnahmen.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 30

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Fototitel: Straßenbahnhaltestellen der Linie 3 – Moskauer Straße

Beschreibung:
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine winterliche Straßenszene in Erfurt mit einer Straßenbahn der Linie 3, die auf der Moskauer Straße fährt. Die Straßenbahn besteht aus mehreren Wagen und bewegt sich von rechts nach links durch das Bild. Sie befindet sich an einer Haltestelle, die durch einen erhöhten Bahnsteig angedeutet ist.
Der Vordergrund ist von einer Schneedecke bedeckt, und die Spuren von Fahrzeugen und Fußgängern haben den Schnee teilweise matschig gemacht. Die Fahrbahn ist ebenfalls verschneit und spiegelt leicht das Licht. Im Hintergrund führen Fahrleitungen in die Tiefe des Bildes, gesäumt von vereinzelten Straßenlaternen und Masten der Oberleitung.
Das Foto dokumentiert die infrastrukturelle Anbindung der KW „Sofia“ an den öffentlichen Nahverkehr, was aus operativer Sicht relevant war für Anfahrtswege und Beobachtungen.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 31

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Fototitel: Ampelkreuzung Moskauer Straße – Nordhäuser Straße
[Pfeil, der die Richtung des Gleisbettes der Straßenbahn nach Norden beschreibt mit] „Richtung Gispersleben – F4“
[Pfeil, der links aus dem Bild geht mit]  „Richtung Domplatz“

Beschreibung:
Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt eine winterliche Straßenkreuzung in einem Neubaugebiet der DDR. Im Vordergrund verläuft ein Gehweg, der schneebedeckt ist, mit einer kleinen geräumten Fläche für Fußgänger. Dominant im Bild sind zwei Ampelmasten mit jeweils zwei Ampeln. Die Masten sind schwarz-weiß gestreift, ein typisches DDR-Design.
Links im Bild verläuft ein doppelgleisiges Straßenbahngleis mit Oberleitungen, das weiter in die Tiefe des Raums führt. Auf dem Gehweg am Gleis stehen zwei dunkel gekleidete Personen, die in Richtung der Gleise blicken. Im Hintergrund ist die Trasse der Straßenbahn gut zu erkennen – die Fahrleitungen führen perspektivisch in den Nebel oder Dunst der Ferne.
Im rechten Teil des Bildes steht ein großer Plattenbau mit mehreren Etagen. Der Bau ist mit Balkonen versehen und bildet eine geschlossene Häuserfront. Einige kahle Bäume stehen davor im Schnee.
Beschriftungen auf dem Bild zeigen die Richtung „Domplatz“ nach links entlang der Gleise sowie „Richtung Gispersleben – F4“ nach rechts entlang der Straßenbahnschienen. Es handelt sich um die Kreuzung der Moskauer Straße mit der Nordhäuser Straße. Das Bild dokumentiert eine wichtige Verkehrs- und Beobachtungssituation in der Nähe der KW.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 32

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Fototitel: Hinteransicht der Wohnscheiben Sofioter Straße (Nr. 4–6 und Nr. 1–3)

Beschreibung
Das Foto zeigt die Rückansicht zweier großer Plattenbau-Wohnscheiben entlang der Sofioter Straße im winterlichen Erfurt. Im Vordergrund rechts ist eine schneebedeckte, leicht verschmutzte Fläche zu sehen, vermutlich ein Parkplatz oder eine Freifläche mit einem schmalen, abgetrennten Pflanzbeet.
Links im Bild erstrecken sich die Wohnblöcke Nr. 4–6 sowie Nr. 1–3. Es handelt sich um typische zehnstöckige DDR-Plattenbauten mit regelmäßigen Fenster- und Balkonreihen. Die Gebäude sind leicht versetzt zueinander angeordnet und bilden eine städtische Wohnkulisse, wie sie für Neubaugebiete in der DDR charakteristisch war. Mehrere Fahrzeuge – darunter auch ein Trabant – sind parallel zur Hausfassade geparkt. Die Szenerie ist winterlich, der Himmel trüb und grau, die Straßen mit Schnee bedeckt. Ein einzelner Fußgänger bewegt sich durch das Bild.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 81

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Weber, Bernd
5062 Erfurt, 8. Oktober 1985
Sofioter Straße 5/03

AWG "Erfurt"
Vorstand

Erfurt
Hohenwindenstraße 7

Hiermit möchte ich die Mitgliedschaft in der AWG "Erfurt"
und mein Mietverhältnis in der Sofioter Straße 5/03 zum

30. November 1985

kündigen.

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KW „Sofia“, BStU Blatt 85

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Abteilung VIII

Erfurt, 30.9.1985

bestätigt.
Stellvertreter Operativ
[Unterschrift]
Undeutsch
Major

Bei der durch unsere Diensteinheit seit 1982 genutzten KW "Sofia", Reg.-Nr. IX 1361/82 handelt es sich um eine Einraum-Neubauwohnung der AW "Erfurt".

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt muß eingeschätzt werden, daß diese KW nicht mehr den sicherheitspolitischen Anforderungen entspricht.
Dabei ist entscheidend, daß das in der Vergangenheit zu Reinigungsarbeiten einbezogene Hausmeisterehepaar durch die KD Erfurt op. bearbeitet wird.

Wir bitten deshalb um Unterstützung durch die Abt. Rückwärtige Dienste, bei der organisatorischen Abwicklung eines Wohnungstausches.

Dazu wird vorgeschlagen:
Die KW "Sofia" aufzulösen und als Wohnraum einem op. Mitarbeiter unserer Diensteinheit zur Verfügung zu stellen.
Verbunden damit ist vorgesehen, eine KW im Ersatz in der Str. der Völkerfreundschaft 27 zu schaffen.
Gegenwärtig wird diese Einraum-Wohnung von einem U-Mitarbeiter freigezogen. Dieser Wohnraum gehört nicht zum Bestand des MfS und würde sich als KW eignen bzw. anbieten.

Ein solcher Verfahrensweg wäre, entsprechend einer Vorabsprache mit der Genn. Fanselow am 30. 9. 85, nach Bestätigung dieser Vorlage, möglich.

Leiter der Abt. VIII

[Unterschrift]
Eichentopf
Oberstleutnant

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KW „Sofia“, BStU Blatt 421

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Abteilung VIII

Erfurt, 30. Mai 1986
ei-pl

Abschlußbericht
Da die IMK/KW "Sofia" nicht mehr den sicherheitspolitischen Anforderungen entsprach und mit einer Gefährdung der Konspiration gerechnet werden mußte, wurde in Absprache mit dem Stellvertreter Operativ, Gen. Major Undeutsch ein Wohnungstausch organisiert.

Die IMK/KW "Sofia" wurde aufgelöst und der Wohnraum dem operativen Mitarbeiter Fw. Skibbe zugewiesen.

Der AWG-Anteil von 950,-- Mark wurde an die Abt. Finanzen überwiesen.

Zwischenzeitlich wurde das neue Objekt fertig aufgeklärt und als IMK/KW "Silo", IX/2111/85, in der Abt. XII registriert.

Das gesamte Wohnungsinventar der KW "Sofia" wurde in die KW "Silo" übernommen.

Der damalige Wohnungstausch wurde unter Einbeziehung der Genn. Fanselow, Abt. RD, realisiert.

Die Akte der KW "Sofia" wird archiviert.

Leiter der Abteilung

[Unterschrift]
Eichentopf
Oberstleutnant

Allgemeine Informationen

Titel: AIM 1168-86 – KW Sofia – 82-86

Medienart: Akte, Dokumente, Fotografien

Urheber: Ministerium für Staatssicherheit (MfS)

Jahr: 1982-1986

Gesamtumfang: 22 Seiten

Besitzende Einrichtung: Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv

Empfohlene Zitierweise: Akte zur konspirativen Wohnung „Sofia“. Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv, BArch, MfS, BV Erfurt, AIM 1168/86. Abgerufen unter: https://dut-ausstellung.de/source/kw-sofia-stasi-geheimtreffen-im-neubaugebiet/.

Quelle in der digitalen Sammlung der Thulb

Vertiefende Einblicke zu konspirativen Wohnungen in der begleitenden Podcast-Serie „Geheimnisvolle Vergangenheit“ in Kooperation mit Radio F.R.E.I.:
https://www.radio-frei.de/index.php?iid=7&ksubmit_show=Artikel&kartikel_id=10526

Transkript

Das Transkript der einzelnen Seiten ist in der Detailansicht der Quelle nachzulesen.

Interpretationsvorschläge

Die vorliegende Akte des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR dokumentiert die Nutzung der Konspirativen Wohnung (KW) mit dem Decknamen „Sofia“, die von 1982 bis 1986 in einem Neubaugebiet in Erfurt betrieben wurde. Die Akte bietet nicht nur einen Einblick in die Arbeit des MfS, sondern reflektiert auch die gesellschaftlichen und städtebaulichen Bedingungen der DDR in den 1980er Jahren. Sie zeigt, wie das MfS Neubaugebiete nutzte, um seine Ziele zu erreichen, und wie es dabei zunehmend auf Professionalität und genaue Planung setzte. Die KW „Sofia“ ist ein exemplarisches Beispiel für die Arbeit des MfS im städtischen Raum und verdeutlicht die Bedeutung der Konspiration und der Sicherheit in der geheimdienstlichen Tätigkeit.

Die KW „Sofia“ befand sich in einer zentral gelegenen Einraumwohnung in einem dicht besiedelten Wohngebiet von Erfurt. Die geheimdienstliche Nutzung der Wohnung begann bereits 1977 und wurde 1982 erst formell registriert. Dass eine KW selbst intern geheim ,betrieben‘ wurde, ist extrem ungewöhnlich. Diese Arbeitsweise kann nur damit erklärt werden, dass in dieser Wohnung hochrangige Inoffizielle Mitarbeiter (IM) getroffen wurden. Sie war direkt vom MfS angemietet und wurde so eingerichtet und getarnt, dass sie für geheime Treffen optimal geeignet war und die Konspiration jederzeit gewährleistet werden konnte.

Die Entscheidung, diese Wohnung als KW zu nutzen, basierte auf mehreren wichtigen Kriterien: Die zentrale Lage in einem belebten Wohngebiet ermöglichte es, dass geheime Treffen unauffällig durchgeführt werden konnten, da der Personenverkehr in der Umgebung eine natürliche Deckung bot. Zudem war die Wohnung gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, was die Anreise der IM und Gesellschaftlichen Mitarbeiter für Sicherheit (GMS) erleichterte.

Die KW „Sofia“ wurde hauptsächlich für Treffen mit wichtigen IM und GMS genutzt. Die Sicherheit und Konspiration dieser Treffen hatten höchste Priorität. Die Staatssicherheit stellte sicher, dass die Wohnung jederzeit nutzbar war und keine unerwünschten Personen Zugang erhielten. Dazu kontrollierte beispielsweise ein inoffiziell eingesetztes Hausmeisterehepaar die Reinigungsarbeiten. Die Wohnung wurde durchgehend als Nebenwohnung eines fiktiven Mieters geführt, dessen Personalien getarnt waren. Dieses Vorgehen gewährleistete, dass die Nutzung bei offiziellen Kontrollen, wie etwa Wohnraumzählungen oder Wahlen, nicht auffiel.

Die Akte zur KW „Sofia“ bietet auch einen Einblick in die zunehmende Professionalisierung der MfS-Arbeit in den 1980er Jahren. Im Gegensatz zu früheren KW, bei denen oft nur schematische Zeichnungen der Umgebung angefertigt wurden, enthält die Akte „Sofia“ eine umfangreiche Fotodokumentation, die die genaue Lage der Wohnung, die umliegenden Straßen und Ampelkreuzungen zeigt. Sie war Teil der Bemühungen des MfS, die geheimdienstliche Sicherheit zu maximieren und alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Solche Fotos und Zeichnungen dienten den Mitarbeitenden des MfS zur schnellen Einarbeitung, was z. B. bei einer Übergabe der KW an andere Offiziere oder bei der Einführung neuer IM in der Wohnung notwendig war.

Trotz der umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen entsprach die KW „Sofia“ ab Mitte der 1980er Jahre nicht mehr den Anforderungen des MfS. Insbesondere das Hausmeisterehepaar geriet unter Verdacht und wurde geheimdienstlich beobachtet. Aufgrund dieser Entwicklung entschied das MfS, die Nutzung der KW „Sofia“ zu beenden und die Wohnung offiziell an einen Mitarbeiter des MfS zu vermieten.

Der gesamte Vorgang wurde professionell abgewickelt: Die Wohnung wurde aufgelöst, das Inventar in eine neue KW mit dem Decknamen „Silo“ übertragen und die Akte „Sofia“ archiviert. Diese Maßnahmen verdeutlichen die Flexibilität und das hohe Maß an Organisation, mit dem das MfS seine Aufgaben durchführte, ohne dass die Anwohner:innen in diesem Haus jemals etwas von der KW gewusst haben.

Weitere Ausstellungskategorien

Wohnen

Quellenkritik

Die hier vorliegende Quelle stammt aus dem Bestand der ehemaligen DDR-Staatssicherheit und dokumentiert über einen Zeitraum von 1982 bis 1986 die Einrichtung, Nutzung und spätere Auflösung der Konspirativen Wohnung (KW) mit dem Decknamen „Sofia“ in Erfurt. Es handelt sich um eine interne Akte des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die vor allem verwaltungsinterne Abläufe, operative Einschätzungen sowie Lage- und Umfeldanalysen enthält.

Die Dokumente wurden von verschiedenen Mitarbeitenden der Abteilung VIII (Spionageabwehr/Observation) der MfS-Bezirksverwaltung Erfurt verfasst. Als interne Arbeitsunterlagen richteten sie sich an vorgesetzte Stellen innerhalb des MfS. Die Intention war nicht die nachträgliche Rechtfertigung, sondern die unmittelbare Planung, Absicherung und Kontrolle eines geheimdienstlichen Vorgangs: die Nutzung einer Wohnung zur Durchführung konspirativer Treffen mit Inoffiziellen Mitarbeitern (IM).

Die Quelle ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, sondern Ausdruck der internen Denk- und Funktionsweise des MfS. Sprache, Begrifflichkeit und Argumentationsstruktur spiegeln die bürokratisch durchorganisierte, auf Sicherheit fokussierte Logik eines autoritären Überwachungsapparats.

Die Quelle erlaubt Einblicke in die geheimdienstliche Arbeit des MfS – insbesondere in Bezug auf die Auswahl und Absicherung von Treffpunkten, die hohe Bedeutung von Konspiration im Wohnumfeld sowie die technische, logistische und personelle Umsetzung solcher Maßnahmen. Dabei zeigt sich, wie systematisch selbst alltäglich wirkende Vorgänge – etwa die Möblierung oder die Tarnung gegenüber Nachbar:innen – geplant und dokumentiert wurden. Zugleich offenbart sich die starke Durchdringung gesellschaftlicher Räume durch das MfS.

Obwohl die Akte formal präzise wirkt, gibt sie ausschließlich die Perspektive des MfS wieder, nicht jedoch die der betroffenen Personen (z. B. Nachbar:innen, IM, Bewohner:innen). Subjektive Zuschreibungen wie „sicherheitspolitisch nicht mehr tragbar“ oder Einschätzungen von Personen erfolgen aus MfS-Logik und sind nicht überprüfbar.

Problematisch ist zudem, dass Begriffe wie „Konspiration“, „Absicherung“ oder „Gefährdungslage“ nicht in allgemeingültigem Sinn, sondern im ideologisch aufgeladenen Kontext des MfS verwendet werden. Auch die Auswahl der Informationen folgt keinem neutralen Kriterium, sondern orientiert sich an geheimdienstlichen Erfordernissen.

Die Quelle ist daher mit quellenkritischer Distanz zu lesen: Ihre dokumentarische Aussagekraft liegt weniger in ,objektiven‘ Tatsachen als vielmehr in der Rekonstruktion von Überwachungspraktiken, institutionellem Denken und Wirklichkeitsdeutungen innerhalb der DDR-Staatssicherheit.

Weitere Aktenauszüge zu Konspirativen Wohnungen auf dieser Website: