Videodokumentation Erste Speziallager-Ausstellung in Buchenwald

Kultur

Exponatentyp
Filmdokumentation, Video
Datum
1994
Dauer
04:07 min

Videodokumentation Erste Speziallager-Ausstellung in Buchenwald

Kultur

Bis 1990 gibt es in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald keine Hinweise auf das Speziallager Nr. 2. Seit Herbst 1989 kritisieren Betroffene, Angehörige und Besucher:innen diese Leerstelle. Ehemalige Speziallager-Internierte übergeben nach einem Treffen im Juni 1990 erste Leihgaben. Sie bilden die Grundlage einer kleinen Ausstellung, die im September 1990 im Kammergebäude eröffnet wird. In den folgenden Jahren kommen fortlaufend weitere Objekte hinzu. Am Eingang heften Angehörige Suchmeldungen zu vermissten und vermutlich internierten Personen an eine Pinnwand. 1994 wird die Materialsammlung geschlossen. Ein Gedenkstättenmitarbeiter dokumentiert kurz zuvor die Ausstellung mit einer Videokamera. Bis 1997 entsteht am Nordrand des ehemaligen Häftlingslagers ein Neubau. Er beherbergt seitdem die Speziallager-Dauerausstellung.

Allgemeine Informationen

Titel: Videodokumentation der ersten Speziallager-Ausstellung in der Gedenkstätte Buchenwald.

Medienart: Amateuraufnahme, Video

Aufnahme: Jens Vehlhaber

Jahr: 1994

Gesamtlänge: 75:25 Minuten

Besitzende Einrichtung: Gedenkstätte Buchenwald

Empfohlene Zitierweise: Videodokumentation der ersten Speziallager-Ausstellung in der Gedenkstätte Buchenwald, 1994. Sammlung Gedenkstätte Buchenwald, vorl. Sign.: BUCH_0229_BwA_V_153.mp4. Abgerufen unter: https://dut-ausstellung.de/source/videodokumentation-erste-speziallager-ausstellung-in-buchenwald/.

Quelle in der digitalen Sammlung der Thulb

Interpretationsvorschläge

Erläuterung einzelner innerhalb des Videobeitrags gezeigter Objekte:

Min. 00:01:09: Fußwärmer von Anna Siegert (1907–1994). Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Im Juni 1990 übergeben ehemalige SpeziallagerInternierte erstmals Objekte an die Gedenkstätte. Sie werden für die erste Speziallager-Präsentation im ehemaligen Kammergebäude genutzt. Darunter befinden sich zwei gestrickte Woll-Fußwärmer. Sie gehören Anna Siegert (geb. Schütz). Zwischen 1945 und 1948 wurde sie im Speziallager Nr. 2 interniert.

Min. 00:01:46: Fotografien des ehemaligen Lagergeländes aus einem Album von Katharina Knittel (Gundlach, 1915–1993). Privatbesitz.

Es sind fast keine zeitgenössischen Aufnahmen des Speziallagers Nr. 2 bekannt. Die ehemalige Internierte Katharina Knittel (Gundlach) besuchte in den 1950er Jahren den Ettersberg. Ihr Sohn fotografierte dort 1952 das ehemalige Lagergelände. Zu sehen sind u. a. die bereits kurze Zeit später abgerissenen Steinbaracken.

Min. 00:01:56: Gürtel von Kurt Goetsch (1914–?). Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Der Gürtel gehörte Kurt Goetsch. Er wurde 1946 verhaftet und kam 1947 über das Speziallager Jamlitz nach Buchenwald. 1950 wurde er entlassen. Kurt Goetsch übergab den Gürtel 1991 an die Sammlung der Gedenkstätte. Das Objekt wurde nachträglich in die erste Speziallager-Ausstellung im Kammergebäude aufgenommen und gezeigt.

Min. 00:02:13: Maßband von Erika Pelke (geb. Walther, 1922–2008). Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Neben Nahrungsmitteln und Medizin mangelte es im Speziallager Nr. 2 vor allem an Kleidung. Die internierten Frauen arbeiteten u. a. in der Schneiderei. Sie nähten Hemden, Hosen und Mäntel für die zu entlassenden Häftlinge. Das Maßband stammt von Erika Pelke (geb. Walther). Sie wurde als 23-Jährige verhaftet und 1946–1948 im Speziallager Nr. 2 interniert. Das Maßband übergab sie der Gedenkstätte im August 1990.

Min. 00:02:18: Schachspiel von Günter Rentsch (1923–2005). Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Zu den wenigen Freizeitbeschäftigungen in den Speziallagern gehörte das Schachspiel. Das ausgestellte Schachspiel stammt von Günter Rentsch. Er war von 1945 bis 1947 im Speziallager Nr. 2 interniert. 1947 wurde er mit mehr als 1.000 anderen Lagerinsassen in die Sowjetunion gebracht. In der kasachischen Stadt Karaganda musste er bis 1949 arbeiten, bevor er entlassen wurde. Im August 1990 übergab Günter Rentsch das Schachspiel an die Gedenkstätte. Es wird seitdem in allen Speziallager-Ausstellungen gezeigt.

Min. 00:02:31: Selbst angefertigtes Messer von Hans Wiegand (1904–1978). Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Der Besitz von scharfen und spitzen Gegenständen war in den Speziallagern verboten. Die Insassen fertigten sich heimlich Messer an, mit denen sie Brot schnitten oder kleine Holzarbeiten schnitzten. Hans Wiegand (1945–1947 Speziallager Nr. 2) fertigte sein Messer aus einem Aluminiumlöffel an.

Min. 00:02:52: Pinnwand mit Suchanfragen von Angehörigen

Auch nach der Schließung der letzten Speziallager 1950 erhielten die Familien keine Information über ihre verhafteten und verstorbenen Angehörigen. Nachfragen an deutsche und sowjetische Behörden waren erfolglos. Die Gedenkstätte Buchenwald hatte bis 1992/93 keinen Zugriff auf das in Moskau liegende Archivmaterial zu den Speziallagern. In der ersten Ausstellung wurde deshalb eine Pinnwand aufgehängt. Besucher:innen konnten dort Anzeigen zu gesuchten Personen und ihre Kontaktdaten anbringen.

Quellenkritik

Das Video ist eine Amateurfilmaufnahme. Ein Mitarbeiter der Gedenkstätte Buchenwald dokumentierte die Ausstellungen im Kammergebäude auf dem ehemaligen Häftlingsgelände. Der gezeigte Beitrag ist nur ein Teil des gesamten, mehrstündigen und unkommentierten Filmmaterials. Hauptsächlich wurde die Ausstellung zum Konzentrationslager Buchenwald gefilmt. Vermutlich entstand die Aufnahme um 1992, sie ist nicht genau datiert.

Der gefilmte Rundgang beginnt im Eingangsbereich des Kammergebäudes. Die Buchstaben an der Rückwand gehörten zur KZ-Ausstellung von 1985. Sie erinnerten an das Betondenkmal „MEMENTO“. Es wurde 1949 am Südhang des Ettersbergs für die dort verscharrten toten Häftlinge des KZ Buchenwald gesetzt.

Im geschnittenen Film ist anschließend die Speziallager-„Materialsammlung“ zu sehen. Sie befand sich im Erdgeschoss des Kammergebäudes. Neben mehreren Vitrinen gab es auch eine Pinnwand. An dieser konnten Angehörige von ehemaligen Internierten Suchmeldungen anbringen und in Austausch treten.

Die erste Speziallager-Ausstellung veränderte sich durch neue Objekte und Dokumente immer wieder. Durch die Aufnahme ist bekannt, welche Dinge um 1992 ausgestellt wurden.

Teilweise wurden die Vitrinen nur kurz und im Vorbeigehen abgefilmt.