Auszüge aus den Haftakten von Manfred Walter, Antragsbekräftigung

Gewalträume/Schutzräume

Exponatentyp
Dokument/Akte
Datum
13.05.1988
Dauer
00:39 min

Auszüge aus den Haftakten von Manfred Walter, Antragsbekräftigung

Gewalträume/Schutzräume

Die Antragsbekräftigung vom 13. Mai 1988 ist Teil des Ausreiseantrags von Manfred Walter. Er bekräftigt in diesem Schreiben an den Staatsrat der DDR seinen Wunsch nach Ausreise aus der DDR. Das Schreiben wird als Beweismittel in seine StasiAkte aufgenommen. Jahrelang ignorieren die Behörden seinen Antrag auf Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft. Am 20. April 1988 lehnt das Ministerium des Innern den Antrag ab. Nun bekräftigt Manfred Walter sein Anliegen mit weiteren Eingaben an verschiedene Ministerien und Ämter. Er empfindet den Umgang der Behörden mit seinem Antrag als gezielte Provokation. Sie zielt darauf ab, ihn zu kriminalisieren und unter Druck zu setzen.

Auszüge aus den Haftakten von Manfred Walter, Antragsbekräftigung

Auszüge aus der Stasi-Akte von Manfred Walter, Haftakten, BArch, MfS, BV Eft AOP 926-89 Bd. 1, geschwärzt, Seite 137

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Allgemeine Informationen

Titel: Antragsbekräftigung, MfS-Akte Manfred Walter.

Medienart: Dokument, Akte

Jahr: 1988

Gesamtumfang: 1 Seite

Besitzende Institution: Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv

Empfohlene Zitierweise: Antragsbekräftigung, MfS-Akte Manfred Walter. Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv, BArch, MfS BV Eft AU 107-89 Bd 1, geschwärzt, Seite 137. Abgerufen unter: https://dut-ausstellung.de/source/auszuege-aus-den-haftakten-von-manfred-walter-antragsbekraeftigung/.

Quelle in der digitalen Sammlung der Thulb

Eine ausführliche Darstellung der Geschichte von Manfred Walter: https://www.andreasstrasse.de/andreasstrasse/uhaft/u-haft-verhoerraum/verhoer

Transkript

-2 Juni [Stempel]

Familie                                                                                                                                       Sondershausen, den 13.05.1988
Manfred Walter
[geschwärzt]

Staatsrat der DDR
Marx-Engels-Platz
Berlin
1020

Antragsbekräftigung

Hiermit bekräftigen wir unseren Antrag vom 31.12.85
auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR.

Der Antrag ist unwiderruflich.
Wir wollen die DDR verlassen.
Wir wollen zu unserem Bruder.
Mit dieser Gesellschaft haben wir uns wundgerieben.
Unser Vertrauen ist erloschen.
Die Repressalien haben wir satt.
Wir können hier nicht mehr leben.
Wir sind Ausgestoßene der Gesellschaft
Die Hinhaltemanöver durch die zuständigen Organe sind uns zuwider.
Wir wollen aus der Staatsbürgerschaft entlassen werden
Wie Familie XXX und alle anderen, die die DDR verlassen durften.
Wir wollen keine Angst mehr vor den Einschüchterungsmaßnahmen der Polizei und der Staatssicherheit haben.
Wir wollen Menschen sein, die individuell und frei über ihren Wohnsitz entscheiden können.

Manfred Walter [handschriftliche Unterschrift]

Interpretationsvorschläge

Für einen Ausreiseantrag gab es kein geregeltes Verfahren, er war in den Gesetzen der DDR nicht vorgesehen. Individuell formulierte Ausreiseanträge durften von den Behörden aber auch nicht ignoriert werden. Daher versuchten ab den 1980er Jahren immer mehr Menschen, die DDR auf diesem Weg zu verlassen. Die Gründe dafür waren vielfältig: Die Menschen waren vor allem mit dem politischen System nicht einverstanden. Es störte sie zum Beispiel die fehlende Meinungs- und Reisefreiheit. Sie waren zudem mit den Wohn- und Arbeitsbedingungen oder dem niedrigen Lebensstandard unzufrieden. Wer einen Ausreiseantrag stellte, konnte diskriminiert und kriminalisiert werden. So konnten Antragsteller:innen ihre Arbeit verlieren, von der Staatssicherheit überwacht werden oder sogar, wie Manfred Walter, ins Gefängnis kommen.

Weitere Ausstellungskategorien

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Quellenkritik

Die Antragsbekräftigung von Manfred Walter hat als Beweismittel Eingang in seine Haftakte gefunden. Sie zeigt eindrücklich, wie aus einem Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft ein Straftatbestand konstruiert wird. Als Manfred Walter die Antragsbekräftigung an den Staatsrat der DDR verschickt, kämpfen er und seine Familie bereits mehrere Jahre um die Genehmigung ihrer Ausreise. Man kann dem Schreiben die verzweifelte Lage der Familie entnehmen. Sie haben unter Repression und Kriminalisierung zu leiden und werben um Verständnis für ihr Ansinnen.

Weitere Quellen zur Geschichte Manfred Walters auf dieser Website: