Zwischen null + x: Themenideen in den spurensuchen

Bildung

Exponatentyp
Presseartikel
Datum
1994
Dauer
10:43 min

Zwischen null + x: Themenideen in den spurensuchen

Bildung

Der Artikel im Heft spurensuchen stammt aus dem Jahr 1994. Er richtet sich an Jugendliche, die sich für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Ost-West-Geschichte(n) – Jugendliche fragen nach“ interessieren. Unterschiedliche Themen zur Recherche werden darin vorgeschlagen: die Folgen der Teilung, die Trennung von Familien und Fluchtgeschichten. Aber auch deutsch-deutsche Liebesbeziehungen, Ausbürgerungen, die Annäherung im Kontext der Ostverträge sowie das Auseinanderdriften von Ost und West und die Etablierung von Feindbildern sind Vorschläge für den Wettbewerb. Der Artikel steht als historisches Zeugnis für die Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung.

Themen zwischen null + X, in: spurensuchen (1994), S. 40-41.

Themen zwischen null + X, in: spurensuchen (1994), S. 40-41

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Allgemeine Informationen

Titel: Themen zwischen null + X. In: spurensuchen 8 (1994), S. 40-46.

Medienart: Zeitungsartikel, Dokument

Autor: Körber-Stiftung

Jahr: 1994

Umfang: 1 Seite

Besitzende Einrichtung: Körber-Stiftung

Empfohlene Zitierweise: Themen zwischen null + X. In: spurensuchen 8 (1994), S. 40-46. Abgerufen unter: https://dut-ausstellung.de/source/themen-zwischen-null-x-in-spurensuchen/.

Quelle in der digitalen Sammlung der Thulb

Gesamte Ausgabe der Zeitschrift auf der Seite der Körber-Stiftung: https://koerber-stiftung.de/site/assets/files/42738/spurensuchen_08.pdf

Transkript

Bis Mitte der 70er Jahre mußten Ostdeutsche ihre Post nach Westdeutschland mit einer Null vor der Postleitzahl kennzeichnen, Westdeutsche ihre Ostpost mit einem X. Ein Beispiel für das verkrampfte Verhältnis der beiden deutschen Staaten – und Stoff für Gespräche mit Zeitzeugen heute. Denn oft ist es gar nicht so einfach, mit Menschen ins Gespräch über ihre Ost-West-Geschichten zu kommen. Wen soll man fragen – und worüber kann man miteinander reden? Spurensuchern werden sicher viele Themen einfallen. Eine erste Auswahl finden sie hier

Bildunterschrift 1: Werbeplakat der »Deutschen Hilfsgemeinschaft « von 1958 für private Paketsendungen in die DDR

»GESCHENKSENDUNG – KEINE HANDELSWARE!«

Werbeplakat der »Deutschen Hilfsgemeinschaft« von 1958 für private Paketsendungen in die DDR

Wer seinen Lieben in der DDR ein Päckchen schicken wollte, hatte vieles zu beachten. Gebrauchte Kleidung mußte desinfiziert sein, Alkohol und Kaffee durfte nur in festgelegten Höchstmengen eingepackt werden und und und … Fragt Eure Eltern und Großeltern, wie oft und was sie geschickt haben.

SONDERZUG NACH PANKOW

Lange bevor Udo Lindenberg mit Erich Honecker Lederjacke gegen Schalmei tauschte, gab es kulturelle Kontakte zwischen beiden deutschen Staaten. Vom Kulturensemble des VEB Sörnewitz, das 1954 zur Unter­stützung des Metallarbeiterstreiks nach Bayern reiste, bis zur » Berliner Be­gegnung« von Schriftstellern aus bei­den Staaten im Jahre 1981. Fragt nach Leuten, die ihre Kunst im anderen Deutschland präsentieren konnten. Erkundigt Euch nach Auftritten oder Ausstellungen von Künstlern aus dem anderen Deutschland in Eurer Stadt. Findet heraus, wie die Öffentlichkeit darauf reagierte.

TOURISTEN ERSTER UND ZWEITER KLASSE

Der Balaton in Ungarn oder die Schwarzmeerküste in Bulgarien waren für viele DDR-Bürger begehrte Reiseziele. Neben Sonne und Strand boten diese Länder auch die Möglichkeit für Treffen zwischen West- und Ostdeutschen. Doch die Brüder und Schwestern mit der D-Mark in der Tasche wurden dort oft weit besser behandelt als die DDR-Bürger. Fragt Reisende aus Ost und West nach ihren deutsch-deutschen Urlaubserfahrungen.

Bildunterschrift 2: Gitarren statt Knarren« – Udo an »Honi«, Wuppertal 1987

BÜCHER IM »GIFTSCHRANK«

Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften aus dem Westen waren in der DDR großenteils ver­boten. Dennoch gab es sie: an den Universitäten, in Instituten – weggeschlossen in sogenannten »Giftschränken«, die nur nach komplizierten Überprüfungsverfahren geöffnet wurden. Über die Schwierigkeiten, an Westliteratur zu kommen, und die Bedeutung der westlichen Lektüre könnt Ihr z. B. Menschen befragen, die in ihrem Beruf über den internationalen Stand der Forschung informiert sein mußten. Auch alle diejenigen, die sich immer um Zeitschriften, Romane oder Schallplatten aus dem Westen bemühten, werden Spannendes zu erzählen haben.

GOLDENE HOCHZEIT UND BEERDIGUNG

Durch die Teilung Deutsch­lands wurden viele Familien­ und Freundschaftsbeziehungen getrennt. Besuche mußten lange geplant und bei den Paß- und Visastellen der Volkspolizei an­gemeldet werden. Die goldene Hochzeit der Eltern wurde als Reisegrund akzeptiert und mei­stens auch eine Beerdigung im engsten Verwandtenkreis. Dann klappte es mit der Reisegenehmigung sogar in wenigen Tagen. Befragt Menschen, die Familienangehörige im jeweils anderen Teil hatten.

VOM WESTEN FREIGEKAUFT

Aus der DDR zu fliehen, war ein Verbrechen. Wer bei ei­nem Fluchtversuch erwischt wurde, kam ins Gefängnis, z. B. nach Bautzen. Seit 1964 versuchte die Bundesregierung, Häftlinge freizukaufen. 33 000 kamen so in den Westen. Befragt sie nach ihren Erlebnissen und Erfahrungen.

»AUSEINANDERTANZEN« VERBOTEN

Ringelsocken, Kreppsohlen und das» Auseinandertanzen« waren in den 50er Jahren in der DDR als Zeichen westlicher Dekadenz verpönt. Die FDJ sorgte für den Paartanz. Rockmusik, lange Haare und Jeans entsprachen nicht der sozialistischen Moral. Und in den 80er Jahren wurden offiziell die Punks gegeißelt. Jugendliche in der DDR aber orientierten sich wie ihre Altersgenossen in der Bundesrepublik an der Westkultur. Sprecht mit Euren Eltern und Großeltern, Verwandten und Bekannten über ihre Jugendzeit, fragt, welche politischen Schwierigkeiten für sie mit der jeweiligen Jugendmode und -kultur verbunden waren.

INTERSHOP

Seit 1962 gab es zunächst wenige Intershops in der DDR, in denen Besucher aus dem Westen gegen »harte Währung« westliche Markenartikel einkaufen konnten. Die Anzahl solcher Einkaufsstätten stieg nach dem Devisengesetz 1974. Seitdem war es DDR-Bürgern nicht mehr verboten, westliche Devisen zu besitzen. Fragt Westler nach ihren Erinnerungen an Intershop-Einkäufe und ehemalige DDR-Bürger, welche Waren besonders begehrt waren. Redet auch mit Personen, die in Intershops arbeiteten.

»KONTAKTVERZICHTSERKLÄRUNG«

So hieß das Dokument, welches vor allem im letzten DDR-Jahrzehnt »Funktionsträger« dieses Staates unterschreiben mußten, wollten sie ihre Stellung als Offizier, Hochschullehrer, Betriebsleiter usw. nicht gefährden. Mit diesem Dokument erklärten sie, daß weder sie noch die in ihrem Haushalt lebenden Personen persönliche oder briefliche Kontakte mit Personen aus dem »nichtsozialistischen Wirtschaftsbereich« unterhielten. Fragt Betroffene, was dieses Papier für sie bedeutete, ob und wie lange sie auf Westkontakte verzichteten.

KIRCHE

Nachdem Ost-West-Kontakte in den 50er und 60er Jahren allmählich ab­nahmen, waren es vor allem die Kirchen, die Verbindung zu Gemeinden im jeweils anderen Teil Deutschlands hielten. Geht zu Pfarrern, Pastoren und kirchlich engagierten Menschen und fragt nach ihren früheren Bezie­hungen zum anderen Teil Deutschlands.

Bildunterschrift 3: Der Traum vom Konsumglück. Westwaren als Tapetenersatz. Bei Ost-Berlin, 1974

WESTFERNSEHEN

Lange Zeit war es in der DDR verpönt, westliche Fernsehsen­der einzuschalten. Zwar taten es trotzdem viele, das öffentliche Gespräch über Westsendungen blieb jedoch bis in die 70er Jahre tabu. Fragt Eure Eltern und Großeltern, Nachbarn und Bekannten nach der Bedeutung des Westfernsehens und den Kämpfen dagegen.

REISEKADER

So war die Bezeichnung für DDR-Bürger, die aus beruflichen Gründen in den »NSW« – den »nichtsozialistischen Wirt­schaftsbereich« – fahren durften. Sucht Personen, die in den Westen reisen durften, fragt sie, was sie dort erlebten, wie Be­kannte und die Staatssicherheit sie nach ihrer Rückkehr empfingen.

Bildunterschrift 4: Vor und nach dem Mauerbau sind ca. 3,5 Millionen Menschen aus der DDR – oftmals unter Gefahr für Leib und Leben – in den Westen gekommen. Hunderte verloren dabei ihr Leben.  Sprecht mit ehemaligen Flüchtlingen, wie sie ihr Vorhaben, die DDR zu verlassen, vorbereitet haben und was sie nach ihrer Ankunft im Westen erlebten. Fragt auch diejenigen, die ganz legal übersiedelte, nach ihren Erfahrungen. Erkundigt Euch bei den Einheimischen, wie sie die Neuankömmlinge reagierten.

 FEINDBILD OST, FEINDBILD WEST

»Parteilichkeit« gegen den westdeutschen »Klassenfeind« – das galt in der DDR als ein Erziehungsziel. Auch und besonders in den Schulen, im Geschichtsunterricht. Sogar eine vormilitärische Ausbildung war für Jugendliche üblich. Aber auch im Westen wurden Feindbilder gepflegt, z. B. in manchen Zeitungen und Fernsehmagazinen. Allerdings wurde in den 70er- und 80er-Jahren Kritik an der DDR in Westdeutschland zum Teil auch mit dem Vorwurf des Antikommunismus abgefertigt. Fragt Menschen, die in den 40er- und 50er-Jahren aufgewachsen sind, nach ihren Bildern vom »Feind«. Wie entstanden die Vorstellungen von »drüben«? Und: Wurden sie erschüttert? Wodurch?“

KURATORIUM UNTEIL­BARES DEUTSCHLAND

1954 wurde das »Kuratorium Un­teilbares Deutschland« gegründet, das sich als » Volksbewegung für die Wiedervereinigung Deutschlands« verstand. Mit Kundgebungen, Auf­märschen an der Grenze, Plakatak­tionen, Flugblättern, Denkmälern, aber auch bundesweiten Aufsatz­wettbewerben rückte das Kuratori­um in den Blickpunkt der Öffent­lichkeit. Fragt Menschen, die sich daran erinnern.

Bildunterschrift: Gedenkfeier im Karlsruher Rathaus, 17. Juni 1959

AUFFÜHRUNG VERPÖNT

Gefahr aus dem Osten drohte nach An­sicht vieler Westdeutscher auch auf kultu­rellem Gebiet. Manche Zeitungen, aber auch Romane und Theaterstücke von kommunistischen Autoren wie z. B. Bert Brecht waren in den 50er Jahren verpönt. Sucht Menschen, die sich an diese Kultur­blockade erinnern können.

BEI GENEX GIBT ES ALLES

Ende der 70er Jahre kostete ein Wartburg in der DDR 19 000 Mark. Kaufinteressierte mußten oft über 10 Jahre auf ihr Auto warten. Wer jedoch »reiche« Westverwandtschaft hatte, konnte viel schneller zu begehrten Gütern kommen. Über die Handelsorganisation Genex bestellten die Westdeutschen und zahlten z. B. für einen Wartburg nur 8 500 DM. Sucht Zeitzeugen, die im Osten über den Genex-Katalog bestellt bzw. im Westen bezahlt haben.

GEDENKSTUNDEN ZUM 17. JUNI

Feierliche Ansprachen, Besinnung und Betroffenheit über das Unrecht: Am »Tag der deutschen Einheit« fan­den im Westen über viele Jahre Gedenkstunden statt – auch in den Schulen. Fragt Lehrer und ehemalige Schüler nach Erinnerungen an solche Veranstaltungen.

DEUTSCH-DEUTSCHE LIEBE

Verliebt, verlobt … Wenn eine West­deutsche einen Ostdeutschen heiraten wollte, dann war dies mit vielen Hindernissen verbunden – ganz beson­ders, wenn das Paar im Westen leben wollte. Sucht deutsch-deutsche Paare und befragt sie, wie sie ihr Glück fan­den. Erkundigt Euch nach deutsch­deutschen Liebesbeziehungen, die wegen der Grenze scheiterten.

HANDELSVERBOTE

Westdeutschen Unternehmern war es verboten, be­stimmte Güter nach Ostdeutschland zu liefern. Seit 1949 wurde die Exportfreiheit durch die COCOM­Liste eingeschränkt, die vor allem Produkte der Militärtechnologie, aber auch dafür geeignete High­Tech-Artikel umfaßte, in den 80er Jahren etwa Com­putertechnik. In den 50er Jahren war auch der Handel mit Stahl verboten, bei Zuwiderhandlungen war mit Strafmaßnahmen zu rechnen. Erkundigt Euch, ob sich Mitarbeiter von Firmen noch an Handelsverbote und die Folgen für die Unternehmen erinnern.

WELTFESTSPIELE DER JUGEND 1973

1973 fanden die 10. »Weltfestspiele der Jugend« in »Berlin-Hauptstadt der DDR« statt. Diese mehrtägige Massenveranstaltung mit weit über 1 000 politischen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten wurde von Millionen jugendlichen aus aller Welt besucht – auch solchen aus Westdeutschland. Ähnliche Ver­anstaltungen gab es auch 1950, 1951, 1954 und 1964. Bittet ehemalige Festivalteilnehmer, über ihre Ost­West-Kontakte im Rahmen solcher Veranstaltungen zu berichten.

AUSGEBÜRGERT

1976 wurde der Liedermacher Wolf Biermann während einer Reise durch die Bun­desrepublik aus der DDR ausgebürgert. West- und Ostdeutsche waren schockiert. Manche Künstler und Oppositionelle, die in der DDR gegen die Ausbürgerung protestierten, wurden verhaftet. Einige sahen für sich keine Perspektive mehr und beantragten ebenfalls die Ausreise. Fragt in Eurem Ort, welche Erfahrungen es mit Ausbürgerungen von DDR-Bürgern gibt und wie Menschen darauf reagierten.

UMTAUSCHZWANG

Zur Kasse gebeten wurden Reisende aus dem Westen. Pro Aufenthaltstag in der DDR waren z. B. 1968 10,- DM zu entrichten, ab 1980 25,- DM. Fragt Eure Zeit­zeugen, welche Folgen der Zwangsum­tausch für sie hatte und wofür sie das getauschte Geld ausgaben.

BRIEFWECHSEL

Bis Mitte der 70er Jahre hatten Ostdeutsche ihre Post Richtung Westen mit einer Null vor der Postleitzahl zu kennzeichnen, Westdeutsche ihre Ostpost mit einem X. Für viele waren regel­mäßige Briefwechsel die einzige Kommunikationsmöglichkeit mit Angehörigen und Freunden »drüben«. Sucht Euch Menschen, die vielleicht ihre Briefwechsel aufbewahrt haben.

Bildunterschrift: NVA-Rekruten unter einem Relikt des kalten Krieges. Truppenübungsplatz Haide, Juli 1990

ROT GEGEN BLAU

Seit der Gründung der Bundeswehr und der NVA in den Jahren 1955 und 1956 übten die Armeen regelmäßig das richtige Verhalten im »Verteidi­gungsfall«. Die Gegner waren mar­kiert durch vielsagende Embleme: »Rot« gegen »Blau«. Sucht Wehr­pflichtige und Berufssoldaten, die an solchen Übungen beteiligt waren.

OSTVERTRÄGE

1972 wurde der »Grundlagen­vertrag« zwischen der Bundes­republik Deutschland und der DDR geschlossen. Viele Men­schen in Ost- und West­deutschland unterstützten die Bundesregierung bei ihren Ent­spannungsbemühungen. An­dere fürchteten einen Ausver­kauf deutscher Interessen. Zehntausende gingen auf die Straße, manche streikten sogar für die Unterzeichnung der Ostverträge«. Sucht Zeitzeu­gen, die sich für oder gegen die Ostverträge engagiert haben. Fragt sie nach ihren Hoffnungen, Erfahrungen und nach ihrer heutigen Sicht der Entspannungspolitik.

INS »BESSERE DEUTSCHLAND«

Nach Kriegsende entschied sich ein Teil der Exilanten, die die Nazizeit in Westeu­ropa oder den USA verbracht hatten, sich in der sowjetischen Zone bzw. in der DDR am Aufbau dieses Staates zu beteiligen (z.B. Bert Brecht und Stefan Heym). Auch nach der Gründung beider deutscher Staa­ten gab es Menschen aus dem Westen, die sich im Osten ein besseres Leben erhofften. Manche gingen enttäuscht zurück in den Westen, andere blieben für immer. Sucht Euch West-Ost-Übersiedler und fragt nach ihren Motiven und Erfah­rungen.

AUF EINLADUNG DER FDJ

Seit 1973 nahm die FDJ verstärkt auch mit nichtkommunistischen Jugendverbänden Kontakt auf. Viele politische und gewerkschaftliche Jugendgruppen wurden eingeladen, sich selbst ein Bild von der DDR zu machen. Was erlebten westdeutsche Jugendliche auf sogenannten Delegationsreisen in der DDR? Was dachten FDJler bei den teilweise verordneten Informationsgesprächen mit ihren Altersgenossen aus dem Westen?

DER GOLDENE WESTEN

Für DDR-Bürger war es ein besonde­res Ereignis, in den Westen reisen zu dürfen. Welche Eindrücke hatten sie bei ihren ersten Besuchen? Wie rea­gierten sie auf die Warenfülle in Kauf­häusern und Supermärkten? Wofür gaben sie ihr »Begrüßungsgeld« aus, in den 80er Jahren in der Regel zwi­schen 50 und 100 DM? Was fiel ihnen auf? Fragt Zeitzeugen.

Bildunterschrift: Bananen zur Begrüßung. Die Bahnhofsmission in Büchen betreute jahrzehntelang die Reisenden aus der DDR. Hier: Januar 1989

LEIPZIGER MESSE

»Sozialistische Leistungsschau« und »völ­kerverbindender Handel«, das waren Pa­rolen für die älteste Messe der Welt. Leipzig wurde so eine Drehscheibe für Ost-West­Beziehungen in der DDR. Wie veränder­ten sich die Kontakte z. B. zwischen West­ausstellern und Kunden und Besuchern aus der DDR im Laufe der Zeit? Wie gestal­teten sich die deutsch-deutschen Bezie­hungen in der Messestadt außerhalb des offiziellen Messegeschehens? Wie erlebten Leipziger Bürger die zahlreichen Ge­schäftsleute aus aller Welt?

NATIONALMANNSCHAFTEN

Fußballweltmeisterschaft 1974: Erstmals spielen die Fußballnatio­nalmannschaften der beiden deut­schen Staaten beim Kampf um den Titel des Weltmeisters gegeneinander. Mit einem 1:0 durch Sparwasser siegt die Mannschaft der DDR. In vielen internationalen Wettkämpfen traten Sportler beider Staaten gegeneinander an. Sucht Teilnehmer dieser Wettkämpfe und befragt sie nach ihren Erfahrungen mit den Konkurrenten aus der anderen deutschen Mannschaft.

REISEBESCHRÄNKUNGEN FÜR WESTBEAMTE

In Westdeutschland war es bestimmten Berufsgruppen, wie z. B. den Soldaten, Polizisten oder anderen Staatsbediensteten nicht ohne weiteres erlaubt, in die DDR oder andere Staaten des Ostblocks zu reisen. Ihre Reisen mußten angemeldet oder genehmigt werden. Außerdem bestand zum Teil die Verpflichtung, nach der Reise einen schriftlichen Bericht zu verfassen. Sprecht z. B. mit ehemaligen Bundeswehr­soldaten darüber.

Interpretationsvorschläge

Diese Seite aus dem Magazin spurensuchen bietet Jugendlichen eine breite Auswahl an Themenideen für Projektarbeiten zur deutsch-deutschen Geschichte – mit besonderem Fokus auf die DDR und das Verhältnis beider deutscher Staaten. Im Mittelpunkt stehen Anregungen, wie man über Gespräche mit Zeitzeug:innen individuelle Zugänge zu historischen Erfahrungen gewinnen kann: von Alltagsbegegnungen, wie dem Briefwechsel oder Intershop-Besuchen, über kulturelle Kontakte, Jugendmode, Reisen und Westfernsehen bis hin zu politischen Reizthemen wie Ausbürgerungen, Häftlingsfreikäufen, Militärdienst oder der Rolle der Kirchen im geteilten Deutschland.

Was auf den ersten Blick wie eine bunte Mischung erscheint, spiegelt bei genauerem Hinsehen die vielschichtige Realität des Lebens in der DDR – und den Umgang damit in der Zeit nach der Wiedervereinigung. Die Themen zeigen, dass Geschichte nicht nur in Politik und Institutionen stattfindet, sondern im Alltag, in Familien, in persönlichen Entscheidungen. Besonders auffällig ist dabei, wie eng viele der angesprochenen Erfahrungen mit staatlicher Kontrolle, ideologischer Abgrenzung und der ständigen Auseinandersetzung mit dem „anderen Deutschland“ verbunden waren.

Zugleich machen die Seiten deutlich, wie sich in den Jahren nach 1989/90 auch der Blick auf die DDR verändert hat. Die Auswahl der Themen legt den Schwerpunkt nicht auf eine pauschale Verurteilung des Systems, sondern lädt Jugendliche dazu ein, selbst differenziert nachzufragen: Wie war das Leben „drüben“ wirklich? Welche Konflikte, aber auch welche Freiräume gab es? Und wie wurden sie von denen erlebt, die dort aufwuchsen?

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Quellenkritik

Mit ihren konkreten Fragestellungen eröffnen die Seiten einen lebensnahen Zugang zu einem Kapitel deutscher Geschichte, das nach wie vor viele Fragen aufwirft – und gerade deshalb für Projektarbeit besonders geeignet ist. Die Jugendlichen werden ermutigt, eigene Recherchen anzustoßen, Gespräche zu führen und dabei Geschichte nicht als etwas Abgeschlossenes, sondern als Teil ihrer eigenen Umgebung zu begreifen.