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Kunst, Ausdruck und kulturelle Identität

Kunst, Ausdruck und kulturelle Identität

Kultur umfasst alles das, was Menschen schaffen, um sich in einer Gesellschaft auszudrücken, sich zu verständigen, um sich zu erinnern, zu streiten und zu verändern. Im engeren Verständnis meint Kultur dabei vor allem künstlerische Ausdrucksformen wie Literatur, Bildende Kunst, Musik, Theater… Aber auch Geschichtskultur gehört dazu. In ihr zeigt sich, wie Gesellschaften ihre Vergangenheit deuten, darstellen und für die Gegenwart und Zukunft nutzbar machen.

In der DDR hatte Kultur einen hohen Stellenwert. Der Staat verstand sie als Mittel zur Erziehung von ,sozialistischen Persönlichkeiten‘ und förderte sie umfassend. Gleichzeitig existierte ein vielfältiges kulturelles Leben, in dem sich Kulturschaffende trotz staatlicher Kontrollversuche Freiräume eröffneten – mal im Einklang mit der Kulturpolitik, oft in vorsichtiger Distanz oder in offenem Widerspruch. Mit der veränderten Situation ab 1989/90 setzten neue Auseinandersetzungen um die Deutung der Vergangenheit ein. Die Aufarbeitung von Diktatur, Umbruch und individueller Erfahrung wurde Teil einer neuen Geschichtskultur, in der alte Narrative hinterfragt und neue Perspektiven sichtbar wurden.

Vorsichtige Distanz: Metaphorische Bilder als kritischer Kommentar

Der Künstler Uwe Pfeifer

Kunst zur ,Wende‘-Zeit. Interview mit dem Künstler Uwe Pfeifer.

Der Künstler Uwe Pfeifer kommentiert kritisch in realistischer Malweise und metaphorischer Bildsprache seine Zeit – trotz offiziellen Lehrauftrags an einer Kunsthochschule in der DDR. Wie er diese Zeit und die Transformation erlebt und künstlerisch verarbeitet hat, welche Kontinuitäten sein gesamtes Werk bis heute prägen und wie sich das Künstler-Dasein durch den Umbruch 1989/90 verändert hat, erzählt er im Video.

Freiräume schaffen innerhalb staatlicher Grenzen

Die Künstlerin Erika Stürmer-Alex

Kunst zur ,Wende‘-Zeit. Interview mit der Künstlerin Erika Stürmer-Alex.

Erika Stürmer-Alex wagte wie viele Künstler:innen in der DDR den Spagat zwischen freier künstlerischer Entfaltung und staatlichen Grenzziehungen. Ihre Werke sind nicht nur beeinflusst von der ,Volkskunst sozialistischer Länder‘, sondern auch von der Klassischen Moderne sowie der Gegenwartskünstlerin Niki de Saint Phalle. Wie entwickelte Erika Stürmer-Alex innerhalb der eng gezogenen Grenzen der DDR-Kulturpolitik eine eigene Formensprache jenseits des Sozialistischen Realismus?

Eine „Oase“ im Realsozialismus – individuelle Orte der Kreativität

Die Künstlerin Ulla Walter

Kunst zur ,Wende‘-Zeit. Interview mit der Künstlerin Ulla Walter.

Ulla Walter schuf sich Anfang der 1980er Jahre mit dem Kauf eines eigenen Hauses ihre „Oase“: einen Ort der Kreativität, an dem sie sich von äußeren Zwängen lösen und ihre individuelle Freiheit mit Gleichgesinnten ausleben konnte. Die Endphase der DDR und der Umbruch 1989/90 waren für sie von ambivalenten Erfahrungen geprägt: Neben der Euphorie über die neu gewonnen Freiheiten verspürte sie auch Verlustängste, insbesondere im Hinblick auf ihre Wohnsituation und den Umgang mit Alteigentümern.

Popkulturelle Einflüsse – das Lebensgefühl einer jungen Generation

Der Künstler Klaus Killisch

Kunst zur ,Wende‘-Zeit. Interview mit dem Künstler Klaus Killisch.

Aus Klaus Killischs Werken der 1980er Jahre spricht das Lebensgefühl und der Zeitgeist einer jungen Generation. Geprägt von einer kraftvollen Dynamik und popkulturellen Einflüssen verbinden sich bei Killisch Inspirationen aus westlichen Comics und Bands mit Eindrücken des Ostens. Der Mauerfall bedeutete für ihn nicht nur einen Schritt in die persönliche Freiheit, sondern auch eine künstlerische Neuerfindung, die auf bestehenden Erfahrungen aufbaute.

Blick von außen: Eine US-Amerikanerin erzählt

Die Künstlerin Liz Bachhuber

Kunst zur ,Wende‘-Zeit. Interview mit der Künstlerin Liz Bachhuber.

Die Perspektive der in Amerika geborenen Liz Bachhuber auf DDR und Transformationszeit ist die einer Außenstehenden. Der Geschichte und Gegenwart nähert sie sich durch die Arbeit mit Fundstücken. Wie sie ihre zentrale künstlerische Verfahrensweise und ihr Interesse an einer ,Archäologie der Gegenwart‘ für eine ästhetische Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen in DDR und BRD nutzt, erzählt sie im Video.

Arbeitsplan des Zirkels Schreibender Arbeiter Jena (1988/89)

Der Arbeitsplan eines Zirkels Schreibender Arbeiter (1988/89)

Arbeitsplan 1988/89 des Zirkels Schreibender Arbeiter im VEB Carl Zeiss Jena, S. 1.

Der Plan des Zirkels Schreibender Arbeiter am VEB Carl Zeiss Jena zeigt für das Arbeitsjahr 1988/89 eine Neuorientierung an: Statt vorrangig ihre Linientreue zu versichern, rückt die Gruppe die Betonung von literarischer Qualität und Eigenständigkeit in den Fokus. Die Formulierungen des offiziellen Dokuments deuten eine vorsichtige Abkehr des Zirkels von der kulturpolitischen Linie der SED an und spiegeln einen Wandel kultureller Selbstverständnisse in der späten DDR.

Nicht gesetzte Informationstafel in Buchenwald

Nicht gesetzte Informationstafel, 1991

Nicht gesetzte Informationstafel zum Konzentrationslager Buchenwald und Speziallager Nr. 2, 1991. Gedenkstätte Buchenwald, Foto: Franz Waurig, 2020.

Mit dem Zusammenbruch der DDR fand auch die staatliche gelenkte Geschichtsschreibung ein Ende. So gab es bis 1990 in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald keine Hinweise auf das Speziallager Nr. 2. Seit Herbst 1989 kritisierten Besucher:innen diese Leerstelle und forderten ein Erinnern am Ort des ehemaligen Lagers. Eine Gedenktafel entstand, wurde aber nicht angebracht. Der Grund: Die Forschung steckte noch in den Anfängen, verlässliche Aussagen zum Lager lagen noch nicht vor.

Videodokumentation Erste Speziallager-Ausstellung in Buchenwald

Erste Speziallager-Ausstellung in Buchenwald, ca. 1992_Filmstill

Videodokumentation der ersten Speziallager-Ausstellung in der Gedenkstätte Buchenwald, ca. 1992.
Sammlung Gedenkstätte Buchenwald.

Im September 1990 eröffnete eine erste Ausstellung zum Speziallager Nr. 2 in Buchenwald. Gezeigt wurden vor allem Objekte, die nach einem Treffen ehemaliger Internierter im Juni 1990 an die Gedenkstätte übergeben worden waren. In den folgenden Jahren kamen fortlaufend Leihgaben hinzu. Am Eingang der Ausstellung hefteten Angehörige Suchmeldungen zu internierten Personen an eine Pinnwand. Kurz vor Schließung der Materialsammlung im Jahr 1994 dokumentierte ein Mitarbeiter die Ausstellung.

Spätjournal-Beitrag „Kanzler Kohl in Buchenwald“

Bundeskanzler Kohl in Buchenwald, 1991

Spätjournal-Beitrag „Kanzler Kohl in Buchenwald“, Deutscher Fernsehfunk-Länderkette, 10. Juni 1991. Deutsches Rundfunkarchiv

Dass Geschichtskultur Anfang der 1990er Jahre in Gesellschaft und Politik neu verhandelt wurde, zeigt sich beispielhaft an der öffentlichen Diskussion um die Lager auf dem Ettersberg. So kommentierten Journalist:innen des Deutschen Fernsehfunks 1991 den Besuch Helmut Kohls in Buchenwald kritisch. Die gleichzeitige Ehrung von KZ-Opfern und Toten des Speziallagers wurde als bedenkliche Gleichsetzung und politische Vereinnahmung der Opfer bewertet.

Cap Arcona: das Schiff, die Katastrophe, das Denkmal

Cap Arcona: das Schiff, die Katastrophe, das Denkmal

Karin Haist, Cap Arcona: das Schiff, die Katastrophe, das Denkmal. In: spurensuchen (1993), S. 16

Die Veränderungen der Umbruchsjahre beeinflussten auch den persönlichen Umgang mit Geschichte. Im Rahmen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten setzten sich seit 1990 viele junge Menschen mit diesem Wandel auseinander – so auch der Autor einer Projektarbeit zur Cap Arcona. Anhand eines Denkmals für die Opfer der Katastrophe reflektiert er, wie Erinnerung in der DDR politisch gesteuert wurde, und fragt, was der veränderte Umgang damit für sein eigenes Geschichtsverständnis bedeutet.